Ziehen Sie mit Ihrem Kind nach der Trennung aus Ihrer ehelichen Wohnung aus, bringt die Veränderung des familiären und sozialen Umfelds für das Kind meist tiefgreifende Einschnitte mit sich. Sie stehen vor der Herausforderung das Kind darin zu unterstützen, dass es sich in der neuen Umgebung wohl fühlt. Die neue Wohnung sollte auch helfen, dass das Kind die Trennung der Eltern besser verarbeitet und nicht das Gefühl hat, dass sein Leben völlig aus den Fugen geraten ist. Stehen Sie noch am Anfang der Trennung, finden Sie in unserem Gratis-InfoPaket zur Scheidung weitere Informationen, u.a. zur Trennung und Scheidung mit Kind(ern).
Wie wirkt sich ein Umzug auf Kinder aus?
Zerbricht die Beziehung der Eltern, leiden meist auch die Kinder. Ist mit der Trennung auch der Umzug in eine andere Wohnung verbunden, muss das Kind nicht nur die Trennung der Eltern verarbeiten, sondern sich auch an eine neue Umgebung gewöhnen. Ist das Kind in der Wohnung herangewachsen oder hat sich dort lange Zeit aufgehalten, muss das Kind sein vertrautes Zuhause aufgeben. Es steht vor der Herausforderung, sich völlig neu orientieren zu müssen. Kindern fehlt oft die Vorstellungskraft, dass die Welt auch eine ganz andere sein kann.
Je nachdem, wie alt ein Kind ist, reagiert es unterschiedlich. Kleinkinder verkraften einen Wohnortwechsel meist gut, vermissen aber dennoch ihre gewohnte Umgebung. Sie reagieren mit Schlaflosigkeit, Einnässen oder sind einfach nur traurig. Schulkinder und Teenager reagieren oft trotzhaft und wollen nicht akzeptieren, dass ein Umzug notwendig ist.
CHECKLISTE
Wie können wir die Trennung & Scheidung für unsere Kinder gestalten?
Die Scheidung ist insbesondere für die Kinder belastend. Wie können Sie als Eltern Ihre Kinder entlasten?
Checkliste
Trennung und Scheidung mit Kind
Auf diese Aspekte sollten Sie bei einer Trennung und Scheidung mit Kind achten.
EXPERTENTIPP
Beziehen Sie Ihr Kind früh ein
Ziehen Sie um, sollten Sie das vorher besprechen. Lassen Sie das Kind nicht damit allein, dass Sie umziehen, weil Sie sich getrennt haben. Ist die Beziehung des Kindes zum anderen Elternteil intakt, stellen Sie idealerweise klar, dass die Trennung nicht den Verlust des Elternteils bedeutet und sich alle weiterhin regelmäßig sehen werden. Verweisen Sie darauf, dass der Umzug eine Chance bedeutet, in einer neuen Umgebung neue Möglichkeiten der Lebensgestaltung zu finden. Gestalten Sie den Umzug mit dem Kind. Beziehen Sie es in Ihre Entscheidungsfindung ein. Wenn Sie eine Wohnung besichtigen, nehmen Sie das Kind mit. Kindliche Neugier kann helfen, auf Vergangenes zu verzichten und sich auf Neues zu freuen.
Wie lange dauert es, bis man sich an eine neue Wohnung gewöhnt hat?
Vielfach fällt es nicht leicht, alte Gewohnheiten und Vertrautes aufzugeben und Neues zu begründen. Bei Kindern ist es nicht anders als bei Erwachsenen, auch wenn Kinder aufgrund ihrer Offenheit und Flexibilität vielleicht besser in der Lage sind, Neues zu schaffen und zu akzeptieren.
Insoweit kann ein Ansatzpunkt darin bestehen, wie attraktiv die neue Umgebung ist und wie wenig es die alte war. War die alte Umgebung „spannender“, wirkt der Verlust schwerwiegender, wenn die neue Umgebung langweilig ist. Ist es umgekehrt, kann die Gewöhnungsphase einfacher sein, wenn die neue Umgebung etwas reizvoller ist. Für Elternteile kann dies die Chance beinhalten, mit dem Umzug in eine neue Wohnung ein attraktives Umfeld zu gestalten und dem Kind die Eingewöhnungsphase zu erleichtern.
Vollzieht sich der Umzug innerhalb der gleichen Stadt, sind die Veränderungen meist weniger tiefgreifend, als wenn der Umzug woandershin erfolgt und sich damit das soziale Umfeld des Kindes völlig verändert. Beim Umzug innerhalb einer Stadt
- behält das Kind oft seinen Freundeskreis,
- kann bestenfalls die gleiche Schule besuchen,
- weiterhin in einem angestammten Verein aktiv bleiben
- und braucht sich nicht darauf einzustellen, dass plötzlich, so wie beim Umzug in eine weiter entfernte Stadt, alles anders wird.
Was können Elternteile tun, um dem Kind den Umzug zu erleichtern?
Gut wäre, wenn der Umzug nicht aus heiterem Himmel erfolgt, sondern strategisch vorbereitet ist.
Bücher über Umzüge (und/oder zur Trennung)
Lesen Sie gemeinsam ein Kinderbuch zum Thema Umzug. Dies kann dem Kind helfen, den Umzug besser zu verstehen und sich auf die Veränderung einzustellen. Gerade Kinderbücher sind pädagogisch gut gestaltet und haben das Ziel, dass das Kind den Umzug versteht. Wir empfehlen einmal exemplarisch „Und Papa seh‘ ich am Wochenende“ von Martina Baumbach und „Donnerstag“ von Ann Bonwill. Sie gelangen über die Links zu den jeweiligen Buchbesprechungen.
Ein Besuch in der neuen Umgebung vorab
Vor dem Umzug sollten Sie mit dem Kind in Ruhe die neue Umgebung besuchen, die Örtlichkeit erkunden und die neue Wohnung oder das Haus gemeinsam mit dem Kind aussuchen. Achten Sie darauf, dass Sie die Wünsche und Bedenken des Kindes ernstnehmen und in Ihre Entscheidungsfindung so weit als möglich einbeziehen.
Der berühmte Karton : - )
Stellen Sie dem Kind einen Karton zur Verfügung, in den das Kind die wichtigsten persönlichen Dinge für die ersten Nächte verpacken kann, beispielsweise das Lieblingskuscheltier, persönliche Kleidungsstücke, Fotos oder Tagebuch. Dann hat das Kind das Gefühl, dass es einen Teil seines früheren Zuhauses in die neue Wohnung mitnehmen kann.
Oma oder Opa kommen am Tag des Umzugs
Helfen Sie dem Kind am Tag des Umzuges, zurechtzukommen. Da Sie wahrscheinlich zeitlich stark eingebunden sind, sollte das Kind am Umzugstag von einer vertrauten Person wie den Großeltern begleitet oder dort untergebracht werden. Nehmen Sie sich Zeit, um den ersten Abend in der neuen Wohnung ruhig ausklingen zu lassen. Bestellen Sie vielleicht eine Pizza, breiten Sie eine Decke im Wohnzimmer aus und sprechen Sie über die Eindrücke des Tages.
Coole Features der neuen Umgebung auschecken ;-)
Vielleicht gibt es in der neuen Stadt Freizeiteinrichtungen, wie Hallenbad, Freibad, Rollschuhbahn oder Ähnliches, die es zuvor nicht gab, so dass sich jetzt plötzlich ungeahnte Möglichkeiten der Freizeitgestaltung ergeben.
Ein Zimmer mehr?
Vielleicht ist die neue Wohnung im Vergleich zur früheren Wohnung auch attraktiver und eröffnet dem Kind Möglichkeiten, sich wohl zu fühlen. Gab es in der früheren Wohnung kein eigenes Kinderzimmer, kann ein eigenes Zimmer in der neuen Wohnung dem Kind helfen, ein neues Zuhause zu schaffen und es erleichtern, auf die frühere Wohnung verzichten zu müssen. Konstruktiv wäre es zudem, wenn es Ihre finanziellen Möglichkeiten erlaubten, das Kinderzimmer oder die Umgebung, in der sich das Kind aufhält, attraktiv zu gestalten und dem Kind ein besonderes Wohlfühlgefühl zu verschaffen.
Besuch der früheren Wohnung ermöglichen
Der Umzug in eine neue Wohnung kann für das Kind den Sprung ins kalte Wasser bedeuten. Um die Belastung zu vermindern, kann es anfangs helfen, gemeinsam mit dem Kind zumindest die frühere Umgebung öfter aufzusuchen.
Wurde die frühere Wohnung verkauft oder neu vermietet, könnte der neue Eigentümer oder der neue Mieter im Idealfall sich bereit zeigen, den Besuch des Kindes in der Wohnung zu erlauben, damit das Kind sehen und nochmals fühlen kann, wo es zuvor gelebt hat. Es könnte dem Kind leichter fallen, sich von seiner frühen Umgebung früher oder später endgültig zu verabschieden und den Übergang in eine neue Umgebung zu bewältigen.
Sind Sie in eine andere Stadt umgezogen, kann auch allein der Besuch des frühen Wohnortes helfen, dass das Kind seine Erinnerungen nicht als Belastung empfindet. Wenn es weiß, dass es immer wieder dorthin zurückkehren kann, ist die Akzeptanz einer neuen Umgebung leichter, als wenn die frühere Umgebung unerreichbar erscheint. Es bleibt zu vermuten, dass die frühere Umgebung irgendwann an Bedeutung verliert und nur noch als eine Station auf dem Lebensweg des Kindes erscheint.
Umzug bedeutet auch Verlustängste gegenüber einem Elternteil
Ziehen Sie mit Ihrem Kind aus Ihrer ehelichen Wohnung aus und betreuen das Kind, ist der nicht betreuende Elternteil auf sein Umgangsrecht mit dem Kind angewiesen. Für das Kind geht ein Umzug oft mit der Angst einher, den Elternteil zu verlieren. Das Kind ist deshalb emotional bestrebt, an der alten Wohnung festzuhalten, weil der andere Elternteil dort verbleibt. Diese Verlustangst erschwert es, die neue Wohnung als ein neues Zuhause zu akzeptieren.
Als betreuender Elternteil sollten Sie dieser Verlustangst entgegenwirken, indem Sie dem anderen Elternteil und damit direkt auch dem Kind ein angemessenes und möglichst großzügiges Umgangsrecht gewähren und dieses Umgangsrecht auch ernsthaft handhaben. Hat das Kind das Gefühl, dass der Kontakt mit dem anderen Elternteil aufrechterhalten bleibt, reduziert sich die Verlustangst und damit auch die Bereitschaft, den Umzug in eine neue Wohnung zu akzeptieren.
Alles in allem
Die Trennung der Eltern, der Verlust des gewohnten Zuhauses und der Umzug in eine neue Wohnung sind aus Sicht eines Kindes Schicksalsschläge. Das eine bedingt das andere. Sie werden es als Ihre Aufgabe verstehen müssen, das Kind auf diesem Weg zu begleiten und dem Kind das Gefühl zu geben, dass die Trennung der Eltern, der Verlust des gewohnten Zuhauses und der Umzug in eine neue Wohnung nicht das Ende aller Dinge ist. Vielmehr muss es darum gehen, aus den veränderten Lebensverhältnissen das Bestmögliche zu machen. Ihr kreatives Handeln wird auch auf das Kind übergreifen und helfen, dass Sie diesen Weg gemeinsam erfolgreich bewältigen.