Gefühle bei der Scheidung

• Es gibt vier sogenannte Verabschiedungsphasen nach Trennung und Scheidung: Schock – Depression – Lösung – Neubeginn.
• Bevor Sie sich endgültig für den Cut entscheiden, lesen Sie über die Möglichkeiten der Trennung auf Zeit, aber auch darüber, wie Sie Kindern die Trennung beibringen können und wie lieber nicht.
• Eine weitere Option zu prüfen, ob Sie Ihrer Ehe nicht noch eine Chance geben sollten, besteht in unserem Scheidungstest online.

Wenn Sie den Entschluss gefasst haben, den Weg der Trennung und Scheidung zu gehen, dann benötigen Sie erst einmal eine gute Beratung und/oder Literatur.

Lesen Sie Bücher zur Scheidung, in denen positive Bewältigungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Neben Standardwerken wie dem Familienhandbuch von Dr. Martin R. Textor eignet sich auch Belletristik, in denen Scheidung eine Rolle spielt. Nur Vorsicht vor Werken, die durch ein Happy End übertriebene Erwartungen wecken könnten: Handlung und Dialoge in Büchern wie auch Filmen („Der Rosenkrieg“) sind zum Behuf der Dramaturgie stark verdichtet und entsprechen keinesfalls der Realität.

Führen Sie ein Tagebuch – oder nennen Sie es Notizbuch – ganz gleich. Dies hilft Ihnen, sich Ihrer Gefühle und deren Veränderung bewusster zu werden. Machen Sie sich deutlich, dass starke negative Gefühle im Verlauf der nächsten Zeit viel von ihrer Intensität verlieren werden, dass es aber einige Zeit in Anspruch nehmen kann, bis die Trennung endgültig verarbeitet ist. Versuchen Sie, positive Seiten an der Trennung beziehungsweise Scheidung zu sehen, zum Beispiel die Möglichkeit, sich als Individuum weiterzuentwickeln, oder den Reiz des Unbekannten. Ein neues Leben liegt vor Ihnen!

Gestehen Sie sich Ihre traurigen, wütenden oder auch niedergeschlagenen Gefühle zu – aber ändern Sie deswegen nicht abrupt Ihr gesamtes Leben, Ihr normales Verhalten (habits). Ein Kaninchen (rabbit), dessen gewöhnlicher Spazierpfad vom Fuchs spitzgekriegt wurde, muss dies sicher so machen, aber Sie sind schließlich nicht auf der permanenten Flucht!

Im Gegenteil, üben Sie gewohnte Rollen wie bisher aus. Auf diese Weise empfinden Sie trotz der Trennung eine gewisse Kontinuität und erleben mehr Sicherheit. Machen Sie sich bewusst, dass Sie für Ihre Gefühle selbst verantwortlich sind und diese kontrollieren können. Auch haben Sie Ihr weiteres Schicksal in den Händen. Sie können also nicht auf Dauer den Partner oder die Trennung für die eigene unbefriedigende Situation verantwortlich machen.

Nach einer Trennung durchlaufen Sie verschiedene Phasen. Menschen sind alle unterschiedlich, somit werden Sie diese Phasen auch individuell in Ihrem eigenen Rhythmus durchlaufen. Es kann aber helfen, dass Sie wissen, auf was Sie sich einzustellen haben in der nächsten Zeit.

Sie wollen es nicht wahrhaben, dass Sie nun allein sind. Sie wollen so schnell wie möglich den alten Zustand wieder herstellen. Auch wenn Sie es für Liebe(skummer) halten – meistens ist es nur Haben-Wollen. Sie versuchen Kontakt aufzunehmen, mit der Partnerin oder dem Partner zu sprechen, sie bzw. ihn zur Rückkehr zu bewegen. Sie warten verzweifelt ab und ändern deshalb nichts in Ihrem Leben. Auch die Eifersucht zu bekämpfen fällt schwer.

Das Leben hat keinen Sinn mehr für Sie. Sie haben Rache- und Hassgefühle, fühlen sich unruhig, unkonzentriert, ziehen sich von allem zurück. Sie haben Schuldgefühle und es quält Sie die Frage, ob Sie alles versucht haben, um die Beziehung zu retten.

Sie haben akzeptiert, dass der Partner nicht mehr zurückkommt und Sie warten nicht mehr darauf. Sie haben auch keine Angst mehr davor, dem oder der Ex irgendwo zu begegnen. Sie denken manchmal darüber nach, ob eine neue Partnerschaft möglich ist. Sie quälen sich nicht mehr mit Selbstvorwürfen.

Sie setzen sich neue Ziele und verändern Dinge in Ihrem Leben: die Wohnung; Ihr Äußeres, den Freundeskreis, die Hobbies. Sie entwickeln wieder mehr Lebensfreude und nehmen wieder aktiv am Leben teil.

Überspringen oder abkürzen können Sie keine dieser Phasen. Sie können sich aber aktiv mit jeder dieser Phasen auseinandersetzen, sie annehmen und bewusst durchleben. Damit können Sie selbst bestimmen, welche Zeit Sie sich für den gesamten Prozess nehmen wollen.

Nach dem Scheidungsbeschluss des Familiengerichts gibt es noch einiges zu tun. Die folgende kleine Checkliste für Ihren Neuanfang hilft Ihnen, nichts zu vergessen und sich eventuell sogar abzulenken mit dem ein oder anderen Behördengang:

• Sie können Ihren Geburtsnamen oder Namen wieder annehmen (dazu gehen Sie mit Ihrem Scheidungsbeschluss zum Standesamt). Beim Namenswechsel müssen Sie den Personalausweis und Reisepass ändern.
• Krankenversicherung kontaktieren (Sie müssen innerhalb einer Frist von 3 Monaten einen Antrag auf Weiterversicherung gegenüber der gesetzlichen KV stellen). Die übrigen Versicherungen werden getrennt (Sie benötigen eventuell eine eigene Haftpflicht- und Hausratversicherung). Lebensversicherung ändern (eine schriftliche Mitteilung reicht aus, um den Begünstigten zu ändern oder zu löschen).
• Sparerfreibetrag anpassen (die Freistellungsaufträge müssen angepasst werden, Sie können nur noch 1.000 EUR steuerfrei einbehalten) und Kontovollmachen aufheben (wenn noch nicht geschehen). Finanzamt Mitteilung machen (dass Sie jetzt geschieden sind).
• Arbeitgeber eine Mitteilung machen, Testament überprüfen, Auto ummelden (falls noch nicht geschehen, und sofern es nach der Scheidung bei Ihnen geblieben ist).

Eine Scheidung ist eine emotionale Angelegenheit, die Sie vor allem mit Kindern nicht nur mit sich selbst ausmachen werden und können. Es gibt zum Neustart ein paar Formalien und Behördenaufgaben, die Sie ablenken könnten, aber in ruhigen Minuten zum Beispiel vorm Einschlafen werden sich am Anfang die Gefühle anmelden. Das ist normal. Befolgen Sie unsere Ratschläge, lassen Sie sich von niemandem zu etwas drängen, und vielleicht gelingt es, dass der Lebensabschnitt Ihrer Ehe mit etwas Abstand doch als eine überwiegend positive Erfahrung in Ihrer Erinnerung abgespeichert wird.