Stiefkind und eigenes Kind…

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Dienstag, 30.06.2020 , geschrieben von iurFRIEND-Redaktion

Leben Sie in einer Patchworkfamilie, stehen Sie vor der Herausforderung, alle Familienmitglieder in die neue Familie zu integrieren. Versuche, bei denen Sie die Brechstange zu Hilfe nehmen, dürften regelmäßig scheitern. Wir wollen uns im Hinblick auf die Erfahrungen anderer darüber unterhalten, wie das Leben in einer Patchwork-Familie funktionieren könnte.

Patchwork ist keine neue Erfindung

Patchworkfamilien gibt es seit jeher. Sie wurden nur nicht so gesehen. Früher war die Müttersterblichkeit sehr hoch. Der überlebende Elternteil sah sich veranlasst, neu zu heiraten und fand sich schnell in einer Patchworkfamilie wieder. Die Beziehung zum Kind des Partners war eine Stiefbeziehung. Die schnelle Wiederheirat war dann selbstverständlich und wurde als Notwendigkeit betrachtet, um beide Elternteile sozial und finanziell abzusichern.

Schaubild

Werden Sie Stiefvater oder Stiefmutter, haben Sie nicht die Zeit, um sich auf die Kinder des Partners einzustellen. Ihr Leben verändert sich möglicherweise über Nacht. Vielleicht waren Sie bislang Junggeselle. Plötzlich finden Sie sich der Rolle des Vaters oder der Mutter wieder oder werden Elternteil einer Großfamilie mit fünf Kindern.

Patchwork gelingt nicht über Nacht

Gefühle und Beziehungen lassen sich nicht erzwingen. Es sollte für Sie ein Gebot der Vernunft sein, sich möglichst sachlich Gedanken zu machen, wie Sie Ihren „Flickenteppich“ so organisieren, dass er zusammenhält und nicht angesichts üblicher Schwierigkeiten auseinanderfällt. Hilfreich ist es, wenn Sie sich der Zusammenhänge bewusst sind und sich eine Strategie erarbeiten, nach der Sie an Ihrer Beziehung zum neuen Partner und dem Stiefkind arbeiten.

 

Auch wenn Trennung und Scheidung heute gesellschaftlich weitgehend akzeptiert werden, sind sie für Kinder Tragödien. Kinder tun sich regelmäßig schwer damit, in einer zusammengewürfelten Familie aufzuwachsen. Sie fühlen sich von dem zurückbleibenden Elternteil alleingelassen oder gar verlassen. Sie haben das Gefühl, der neue Partner oder die neue Partnerin ihres Elternteils wolle Vater oder Mutter ersetzen und wissen nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen.

 

Soweit die Elternteile betroffen sind, versucht jeder, es allen recht zu machen und ist maßlos enttäuscht und frustriert, wenn es nicht gelingt. Jeder ist ständig damit beschäftigt, seine Rolle in der neuen Gemeinschaft zu finden. Elternteile haben die Schwierigkeit, die vielfach in die Patchwork-Beziehung mitgebrachten klassischen Rollenbilder von Vater und Mutter und Kind an die neuen Lebensverhältnisse anzupassen. Ob im Patchwork alle gleichberechtigt ihren Platz finden, ist oft lange Zeit fraglich.

Wenn zum eigenen Kind noch Stiefkinder hinzukommen…

Vielleicht sind gute Ratschläge jetzt das Letzte, was Sie brauchen. Dennoch profitieren Sie sicherlich, wenn Sie die Erfahrungen einbeziehen, die andere Patchworker bereits gemacht haben.

 

  • Gehen Sie davon aus, dass sich Probleme nicht von selbst lösen. Konflikte müssen Sie aktiv angehen. Nur so ergeben sich Lösungen.
  • Sprechen Sie mit Ihrem eigenen Kind. Erklären Sie ihm, dass der andere Elternteil zeitlebens sein Elternteil bleibt und es nicht darum geht, ihm den zurückbleibenden Elternteil abspenstig zu machen.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Stiefkind. Erklären Sie ihm, dass Sie nicht die Absicht haben, seinen Elternteil ersetzen zu wollen. Erwarten Sie nicht, dass Sie mit Papa oder Mama angesprochen werden. Übernehmen Sie die Rolle eines Kameraden und eines guten Freundes, der zur Verfügung steht, wenn das Stiefkind Probleme hat. Schließlich bespricht man mit Freunden, was einen bedrückt.
  • Lassen Sie sich Zeit für Veränderungen. Geben Sie jedem Familienmitglied die Zeit und die Chance, sich auf die neuen Lebensverhältnisse einzustellen. Erzwingen Sie nichts. Gehen Sie schrittweise vor. Jeder kleine Schritt ist ein Schritt zum Ziel. Ist der Schritt zu groß, stolpern Sie.
  • Entwickeln Sie eine familiäre Tradition. Familie entsteht dann, wenn Sie gemeinsame Erfahrungen machen, gemeinsame Erlebnisse genießen und gemeinsame Rituale erleben. Das Ritual kann mit dem Frühstück beginnen und am Wochenende im gemeinsamen Mittagessen enden.
  • Richten Sie Ihr Augenmerk darauf, dass sich Ihr eigenes Kind und Ihr Stiefkind anfreunden. Werden zwei ungefähr gleichaltrige Stiefgeschwister gemeinsam groß, besteht ein hohes Potenzial, geschwisterliche Nähe aufzubauen, sich gegenseitig zu stärken und viel Zeit miteinander zu verbringen.
  • Sind Stiefkind und eigenes Kind oder umgekehrt altersmäßig weit auseinander, sollten Sie das ältere Kind nicht in einer Aufpasserrolle zwängen, es sei denn, das ältere Kind fühlt sich für das jüngere Kind verantwortlich und das jüngere Kind akzeptiert dessen Rolle.
  • Betreuen Sie Ihr eigenes Kind im Wechselmodell mit Ihrem Ex-Partner, achten Sie darauf, dass Ihr Kind wirklich die Chance hat, auch eine Beziehung zum Stiefkind aufzubauen. Pendelt Ihr Kind zwischen beiden Familien hin und her, unterstützen Sie es aktiv, damit es sich nicht fühlt es sich nirgendwo richtig zugehörig und zu Hause fühlt.

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Auch Patchwork kann Zukunft bedeuten

Der familiäre Zusammenhang einer herkömmlichen Familie beruht weitgehend auf der genetisch bedingten Beziehung. Es ist anzunehmen, dass sich Mutter Natur etwas dabei gedacht hat, wenn Gefühle auf Genen aufbauen. Aber die genetische Beziehung allein muss nicht Voraussetzungen sein, dass Ihre Patchworkfamilie funktioniert. Junge Menschen können sich hohe soziale Kompetenzen erwerben, wenn die Patchworkfamilie funktioniert. Sie erweisen sich als früh selbstständig, legen ein hohes Verantwortungsgefühl für sich und andere an den Tag und sind später auch oftmals beruflich erfolgreich.

 

Wenn Sie Ihre Patchworkfamilie gestalten wollen, sollten Sie in der Lage sein, Konflikte konstruktiv auszutragen. Sie dürfen nichts unter den Teppich kehren und glauben, alles regele sich von selbst. Vieles von dem, was nicht angesprochen und erklärt wird, gärt im Untergrund und bricht irgendwann heraus. Beziehung ist ein ständiger Austausch von Gefühlen, Interessen, Meinungen und Wünschen. Patchwork bedeutet für viele Arbeit und Streit. Wenn die Ergebnisse akzeptabel sind, dürfen Sie davon ausgehen, dass Sie und vor allem Ihre Kinder Herausforderungen künftig besser und leichter meistern werden, als wenn die Kinder in einer Harmonie-Familie, in der den Kindern alles aufgetischt, vorgekaut und ihnen alle Arbeit abgenommen wird, aufgewachsen würden.

Alles in allem

Wenn Sie Ihre neue Beziehung gestalten wollen, müssen Sie überall feilen. Die Zuneigung zum Partner allein genügt dafür nicht. Sie können Ihre eigenen Kinder und Ihre Stiefkinder nicht einfach außen vorlassen. Jeder soll seinen Platz in der Patchwork-Familie finden. Damit dies gelingt, müssen Sie bereit sein, alles in Frage zu stellen, was Ihr Leben bislang bestimmt hat. Gelingt dies, haben Sie beste Chancen.

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