Was spricht für das Bleiben?
Wer über eine Trennung nachdenkt, sollte auch überlegen, wie sich das eigene Leben verändern würde. Und er sollte erwägen, ob er diese Veränderung gut findet. Wer seinem Partner vertraut und Probleme immer zuerst mit ihm bespricht, der hat vermutlich immer noch einen festen Halt in seinem Partner. Wer ihn vermisst, sobald er ein paar Tage oder nur eine Nacht fort ist und sich in seiner Nähe wohl fühlt, der hat auch noch viele positive Gefühle für den Partner.
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Wann merke ich dass ich die Trennung will
Wichtig für eine stabile Beziehung sind gemeinsame Unternehmungen, gemeinsame Gespräche und das gemeinsame Liebesleben. Stimmen die meisten Aspekte noch, dann spricht das auf jeden Fall für das Bleiben. Statt voreilig die Koffer zu packen und einen Partner zu verlassen, bei dem man sich wohlfühlt und für den man noch Gefühle hat, sollte man überlegen, für die Beziehung zu kämpfen.
Woher kommen dann aber die Gründe, über die Trennung nachzudenken? Wer Gespräche vermisst oder ein erfülltes Liebesleben herbeisehnt, wer mehr gemeinsame Unternehmungen machen möchte, der sollte unbedingt das Gespräch mit dem Partner suchen. Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden. Wenn dem Partner ebenso viel an der Beziehung liegt, wird er versuchen, über Wünsche zu sprechen und sie zu erfüllen.
Manchmal kommen Probleme aber auch von außen und man ist selbst unglücklich, gestresst und unzufrieden. Das kann sich auch auf eine gesunde Beziehung auswirken und zu vielen Streitereien führen. Gerade dann sollte man aber mit dem Partner über die eigene Situation reden, damit dieser versteht, wieso man vielleicht gereizt und unzufrieden reagiert. Solange Vertrauen, Liebe und gemeinsame Ziele vorhanden sind, kann es sich lohnen, Energie und Zeit in die Beziehung zu stecken und sie wieder zu erneuern. Kleine Probleme und Unzufriedenheit gibt es fast überall - stimmt das Fundament der Beziehung, kann man diese aber gemeinsam abstellen.
Was spricht für eine Trennung?
Es gibt fast täglich neue Streitereien. Die eigene Beziehung ist kein Halt mehr, sondern Stress. Man hat es nicht eilig, von der Arbeit nach Hause zu kommen oder bespricht sich bei Problemen lieber mit Freunden oder Familie, statt mit dem eigenen Partner. Das sind schon deutliche Anzeichen dafür, dass die Beziehung nicht mehr auf einem guten Fundament steht. Kommt dann noch hinzu, dass man ständig am Partner herumnörgelt, nur noch seine Fehler sieht und nicht mehr „vernünftig“ streitet, sondern darauf aus ist, den anderen zu verletzen oder zu demütigen, dann ist das ein deutliches Anzeichen dafür, dass die Gefühle für den Partner nicht mehr so positiv sind. Vermutlich gibt es dann auch schon keine Nähe und Geborgenheit mehr in der Beziehung.
Ein Anzeichen für ein kaputtes Fundament einer Beziehung ist auch, dass man seinem Partner nicht mehr vertrauen kann. Vielleicht hat er zu oft gelogen oder ist fremdgegangen. Wer das Vertrauen nicht mehr herstellen kann, der wird auch die Beziehung kaum wieder auf eine gesunde Basis stellen können.
Für eine Trennung spricht natürlich auch, wenn der Partner gewalttätig ist oder die Familie durch Alkohol- oder Drogensucht zerstört. Niemand sollte sich in einer Beziehung respektlos behandeln lassen oder sich für einen Partner kaputt machen, der sich nicht ändern will und keine Hilfe annimmt. Über eine Trennung sollte man außerdem nachdenken, wenn der Partner immer wieder verspricht, sich zu ändern, es aber nicht tut. Wer darauf hofft und nur deswegen beim Partner bleibt, der wird immer wieder enttäuscht werden. Zeigt der Partner aber, dass er sich ändern und an der Beziehung arbeiten will, dann kann eine Paartherapie eine letzte Rettung bieten. Manchmal scheitert eine Beziehung an den persönlichen Problemen eines Einzelnen. Eine Therapie kann helfen, diese Probleme und Ängste aufzuarbeiten.
Fehlen das Vertrauen und die Liebe, und gibt es auch keine gemeinsamen Ziele mehr, dann spricht das dafür, dass die Beziehung zerrüttet ist und sich kaum noch retten lässt. Eine glückliche Beziehung ohne Liebe und Vertrauen wird es nicht geben.
Pro-Kontra-Liste für Trennen oder Bleiben
Eine Liste kann bei der Entscheidung "Trennen oder bleiben?" helfen: Auf der einen Seite sollen alle Gründe stehen, die für eine Trennung sprechen. Auf der anderen Seite wird gesammelt, was für die Partnerschaft spricht. Was bleibt unter dem Strich stehen? Auf welcher Seite stehen mehr Gründe? Wo stehen die schwerwiegenden Gründe?
Trennen oder bleiben bei gemeinsamen Kindern?
Wer gemeinsame Kinder hat, tut sich oft schwerer mit den Fragen: Wie verkraften die Kinder die Trennung? Brauchen sie nicht Mama und Papa? Zwei Elternteile? Ist es nicht besser, für die Kinder durchzuhalten?
Natürlich sollte man sich nicht leichtfertig trennen, wenn Kinder im Spiel sind. Gemeinsame Kinder können ein Grund sein und einen Anreiz geben, gemeinsam für die Beziehung zu kämpfen. Gibt es Möglichkeiten für einen Neuanfang? Wie kann die Beziehung gemeinsam wieder schöner für alle werden?
Ist die Beziehung jedoch zerrüttet, sollten Kinder nicht der alleinige Grund sein, beim Partner zu bleiben. Kinder sind sensibel. Sie bekommen es mit, wenn Mama und Papa nur noch streiten. Das ist für Kinder keine angenehme Umgebung. Und auch wenn ein Partner gewalttätig ist oder abhängig von Drogen oder Alkohol, kann eine Trennung für Kinder langfristig besser sein.
Natürlich ist eine Trennung auch für Kinder schwer. Sie trennen sich von Gewohntem, haben oft Schuldgefühle, ein Elternteil ist nicht mehr jeden Tag da. Aber Eltern können es mit Verständnis, mit Gesprächen und Sensibilität schaffen, dass auch die Kinder die Trennung gut verkraften.
Kinder von negativen Emotionen fernhalten
Auch wenn bei einer Trennung Wut, Schmerz und Trauer im Spiel sind: Die Kinder sollten auf keinen Fall hineingezogen werden. Bleiben Mama und Papa für ihre Kinder da und gehen sensibel mit der Trennung und den Ängsten der Kinder um, dann können diese eine Trennung gut verarbeiten.
Angst vor finanziellen Problemen
Gerade wenn man gemeinsame Kinder hat und vielleicht selbst gar nicht mehr oder nur noch teilweise arbeitet, kann eine Trennung zu finanziellen Problemen führen. Aber ist das der einzige Grund, wieso man noch an einer Beziehung festhält und sich unsicher bei der Frage Trennen oder Bleiben ist? Man sollte auf keinen Fall nur wegen des Geldes beim Partner bleiben, wenn die Beziehung ansonsten zerrüttet und man selbst unglücklich ist. Es gibt finanzielle Unterstützung und Möglichkeiten, die Trennung unabhängig von der finanziellen Lage zu beurteilen.
Wer kein Geld hat und sich trennt, der hat in vielen Fällen Anspruch auf Unterhalt. Das gilt etwa, wenn man gemeinsame Kinder hat. Je nach Alter der Kinder kann man auch Anspruch auf Trennungsunterhalt haben, wenn man derjenige ist, bei dem die Kinder bleiben. Anspruch auf Trennungsunterhalt gibt es auch, wenn man verheiratet ist und in das Trennungsjahr geht.
Außerdem gibt es finanzielle Hilfen vom Staat: Wer keine Arbeit hat, der kann Bürgergeld beantragen und damit auch die Kostenübernahme für eine eigene Wohnung. Wer nur stundenweise arbeitet und zu wenig verdient, der kann eine Aufstockung des Lohns beim Amt beantragen. In jedem Fall kann eine Beratung beim Arbeitsamt, einem Anwalt oder einer Familienberatungsstelle helfen, die Angst vor finanziellen Problemen zu nehmen.
Was kann ich tun, wenn mir der Mut zur Trennung fehlt?
Wer schon mit der Beziehung abgeschlossen hat und genau weiß, dass er sich trennen will, kann es manchmal nicht, aus Angst vor der Wut oder der Trauer des Verlassenen. Auch Angst vor Gewalt und finanziellen Problemen hindert oftmals an dem wichtigen Schritt. Vielleicht fehlt auch einfach das Selbstbewusstsein. Psychotherapeuten oder Beratungsstellen können dabei helfen. Sie helfen, das Selbstbewusstsein für die Trennung aufzubauen und unnötige Ängste zu nehmen. Wenn die Beziehung nicht mehr zu retten ist, sollte man den Schritt wagen und erkennen, dass man selbst das Recht auf ein glückliches, erfülltes Leben hat und nicht wegen Geld, Kindern oder aus Angst in einer unglücklichen Beziehung bleiben muss.
Soll ich mich wirklich trennen?
Der Entschluss zur Trennung ist Ihre persönliche Entscheidung - diese Punkte können Ihnen beim Abwägen helfen.
Wer den Partner vermisst, fühlt noch etwas
In jeder Beziehung gibt es Probleme und manchmal stören die Macken des Partners ziemlich. Manchmal ist man einfach genervt davon, dass der Partner seine Socken überall herumliegen lässt oder nie den Müll rausbringt. Oder man findet den Partner nicht mehr so attraktiv, weil er nur noch in Jogginghose herumläuft und sich die Haare nicht mehr schön frisiert. Aber ist deswegen wirklich die Liebe weg? Manchmal verstecken die Gefühle sich einfach, machen uns aber glauben, dass sie fort sind. Gerade der Alltag kann dafür sorgen, dass Gefühle nicht mehr richtig wahrgenommen werden. Man erkennt einfach nur im Moment nicht, dass einem der Partner etwas bedeutet. Also was ist, wenn der Partner ein paar Tage fort ist? Genießt man selbst die Zeit und den Freiraum oder stellt sich eine Sehnsucht ein und eine Vorfreude auf die Rückkehr? Wer den Partner vermisst, der hat auch noch positive Gefühle für ihn. Daran lässt sich arbeiten, etwa mit gemeinsamen Gesprächen und gemeinsamen Unternehmungen, nur zu zweit. Wer sich wieder näher kommt und aus dem Alltag ausbricht, der entdeckt vielleicht die Gefühle wieder neu, verliebt sich neu, wird wieder glücklich in der Beziehung.
Warum stören die alten Macken des Partners plötzlich?
Wer frisch verliebt ist, der sieht über viele Macken des Partners hinweg. Aber irgendwann stören diese Fehler plötzlich. Worüber man vor Monaten noch liebevolle Witze gemacht hat, ärgert einen plötzlich. Und die Störfaktoren werden immer mehr. Das kann ein Anzeichen dafür sein, dass die Gefühle für den Partner verschwinden, dass man Fehler sucht und einfach nur noch genervt ist. Da muss man sich die Fragen stellen: Wieso ist das so? Habe ich einfach selbst eine schlechte Phase und kann ich wieder toleranter werden? Oder bin ich schon so verbohrt, dass ich über die Probleme nicht mehr hinwegsehen kann?
Wenn Probleme und Macken wirklich stören, dann kann es helfen, mit dem Partner darüber zu sprechen. Wenn dem an der Beziehung liegt, dann lassen sich viele Probleme ganz einfach gemeinsam lösen. Andererseits sollte man sich immer darüber im Klaren sein, dass man selbst auch nicht perfekt ist. Sicher gibt es Macken bei einem selbst, die den Partner stören. Der sieht aber vielleicht noch genauso liebevoll darüber hinweg, wie zu Beginn der Beziehung.
Wichtig ist also: Sind die Fehler des Partners wirkliche Probleme für unsere Beziehung und sollten geändert werden? Dann ist ein Gespräch wichtig. Ist man aber einfach nur noch genervt vom Partner und der kann einem nichts mehr recht machen? Das ist ein Anzeichen dafür, dass die Beziehung auf keiner gesunden Basis steht und die positiven Gefühle für den Partner vielleicht schon weg sind.
Letzte Chance: Paartherapie
Manchmal liebt sich ein Paar und vertraut sich auch, und trotzdem hat es gemeinsame Probleme, die es nicht in den Griff bekommt und die zu der Frage "Trennen oder bleiben?" führen. Manchmal hat aber auch einer der Partner Probleme aus der Vergangenheit, die er mit in die Beziehung bringt und das Glück dadurch eintrübt. Manchmal braucht man einfach nur einen Anstoß, um die Liebe und das Glück wieder zu entdecken und den Alltag so zu gestalten, dass sich beide wohl fühlen. Das Wichtigste ist dabei immer das Gespräch. Vielen Menschen fällt es schwer, über Gefühle oder über Vergangenes zu reden. Eine Paartherapie kann helfen, wieder besser ins Gespräch zu kommen und sich daran zu erinnern, wieso man eine Beziehung führt. Für viele Paare ist es die letzte Chance, nachdem alle Gespräche aneinander vorbeigeführt haben.
Die Paartherapie kann helfen, Konflikte zu besprechen und zu verarbeiten. Wichtig ist aber, dass beide Partner sich auf die Hilfe durch eine dritte Person einlassen. Beide Partner müssen sich bewusst sein, dass nicht immer nur einer Schuld an Problemen und Konflikten ist. In der Therapie können beide Seiten ihre Ängste und ihre Wünsche äußern. Idealerweise lernen sie in der Paartherapie, wie sie ihre eigene Persönlichkeit entfalten und zugleich so beziehungsfähig sind, sich auch auf den Partner einzulassen und ein tieferes Verständnis für ihn aufbauen zu können.