Leben Sie in einer unglücklichen Beziehung, würden Sie vielleicht viel Leid und Ärger vermeiden, wenn Sie die Trennung vom Partner oder der Partnerin vorhersehen könnten. Es wäre sicherlich einfacher, eine Entscheidung über den Fortbestand Ihrer Ehe herbeizuführen, als wenn Sie Ihre Beziehung fortlaufend auf den Prüfstand stellen. Sprechen wir also darüber, welche Möglichkeiten bestehen, in Ihrer unglücklichen oder vermeintlich unglücklichen Beziehung eine neue Perspektive zu finden.
Trennung(sabsichten) durch Sprachanalyse erkennen?
Forscher der University Utah behaupteten 2015, dass sie anhand eines Computer-Algorithmus' vorhersehen könnten, ob die Beziehung zweier Partner noch eine Chance hat oder auf eine Trennung hinausläuft. Sie hatten dazu einhundert Konversationen von Therapiesitzungen von Ehepaaren aufgezeichnet. Das Programm analysierte
- eine Reihe von akustischen Merkmalen in der Stimme,
- Gesprächsführung,
- Intensität
- und Ausdrucksweise der Stimme.
Anhand dieser Faktoren sollte festgestellt werden, wie die Partner ihre Beziehung einschätzen. Fünf Jahre später überprüften die Forscher den Ehestatus und stellten eine Trefferquote von angeblich 79 % fest.
Es ist Ihrer Einschätzung überlassen, ob Sie Ihre Beziehung einem solchen Algorithmus anheimstellen würden oder nicht. Aus kritischer Sicht dürfte das Ergebnis nicht unbedingt überraschend sein. Wer sich zu einer Therapiesitzung zusammenfindet, ist meist in einer schwierigen Phase der Beziehung. Oft dürfte die Kommunikation untereinander emotional bewegt verlaufen, in der sich die Partner im Gespräch gegenseitig zum Teil provozieren oder mit Vorwürfen überziehen und sich anhand sprachlicher Merkmale einiges herauslesen lässt.
7 Anzeichen für eine kaputte Beziehung
Sie wissen sicherlich am besten selbst, ob Sie in Ihrer Beziehung unglücklich sind. Möchten Sie Ihre Gefühle auf den Prüfstand stellen, helfen vielleicht folgende Anzeichen:
Anzeichen Nr. 1: Emotionale Distanz und Streit
Sie fühlen sich unwohl und führen Ihre Befindlichkeit darauf zurück, dass Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin nicht so sprechen können, wie Sie es sich wünschen und wie Sie in der Vergangenheit miteinander gesprochen haben.
Im Ergebnis geraten Sie schnell in Streit, jeder widerspricht dem anderen und jeder will das letzte Wort haben. Vielleicht schreien Sie sich an und sehen sich außerstande, dem Partner und der Partnerin mehr als einen Satz still und geduldig zuzuhören. Letztlich geht es gar nicht mehr darum, Wege des Umgangs miteinander zu finden. Jeder will nur noch kompromisslos Recht behalten.
Anzeichen Nr. 2: Fehlendes Vertrauen
Sie vermissen Vertrauen. Eine gute Beziehung lebt davon, dass sich die Partner gegenseitig vertrauen. Jeder kann sich darauf verlassen, dass der andere mit Rücksicht auf die gemeinsamen Interessen denkt, fühlt und handelt. Haben Sie das Gefühl, dass der Partner, wegen was auch immer, nicht die Wahrheit sagt, Dinge verschweigt oder Dinge erfindet, leidet das Vertrauen. Lügt der Partner vorsätzlich und zielgerichtet, ist Ihre Beziehung in der Schwebe.
Anzeichen Nr. 3: keine Gemeinsamkeiten mehr
Sie unternehmen nichts mehr gemeinsam. Eine gute Beziehung lebt davon, dass die Partner partnerschaftlich und kameradschaftlich miteinander umgehen und viel gemeinsam unternehmen. Hat der Partner plötzlich keine Zeit mehr oder kein Interesse für die gemeinsame Unternehmung, haben Sie Anlass zu der Vermutung, dass der Partner eigene Ziele verfolgt und Ihre Beziehung in die zweite Reihe gerückt ist.
Anzeichen Nr. 4: Reizbarkeit
Schon Kleinigkeiten sind Anlass, Sie bloßzustellen. Jeder Mensch hat seine Unzulänglichkeiten. Eine gute Beziehung lebt davon, dass der Partner auf solche Rücksicht nimmt, diese akzeptiert und den Partner vielleicht gerade deshalb wertschätzt. Ist es dann plötzlich so, dass der Partner eine Unzulänglichkeit zum Anlass nimmt, den anderen bloßzustellen und sogar gegenüber anderen Personen zu demütigen, könnte das Verhalten Anzeichen dafür sein, dass der Partner die Werthaltigkeit der Beziehung herabgestuft hat.
Anzeichen Nr. 5: Abwertende Worte und fehlende Wertschätzung
Ähnlich ist es, wenn der Partner oder die Partnerin provoziert. Ist Ihre Beziehung intakt, nimmt der Partner oder die Partnerin Rücksicht darauf, dass Sie Schwächen haben. Ignoriert ein Partner diese Schwächen plötzlich und provoziert Sie ganz bewusst und vorsätzlich, könnte dies Anzeichen dafür sein, dass Ihre Beziehung vor dem Aus steht. Dieses Verhalten äußert sich beispielsweise darin, dass der Partner zynische Bemerkungen macht, sich abschätzig gegenüber Ihrer Person oder Ihrem Verhalten äußert, Sie öffentlich bloßstellt und es offensichtlich darauf anlegt, Ihr Selbstvertrauen zu beeinträchtigen.
Praxisbeispiel
Leistungen ins Lächerliche ziehen
Sie sitzen im Freundeskreis zusammen. Sie erwähnen, dass Sie den Garten neu gestaltet haben und stolz darauf sind, was Sie geleistet haben. Ihr Partner äußert sich dahingehend, dass Sie völlig dilettantische Arbeit geleistet haben und Sie sich besser einen anständigen Gärtner geleistet hätten.
Anzeichen Nr. 6: Trennung als Option
Der Partner oder die Partnerin stellt das Schreckgespenst der Trennung in den Raum. Streiten Sie sich, sollte es in einer guten Beziehung ein No-Go sein, die Trennung überhaupt auch nur anzusprechen und als denkbare Option anzunehmen. Mündet eine Auseinandersetzung plötzlich darin, dass die Trennung eine denkbare Option darstellt, könnte Ihre Beziehung gefährdet sein.
Anzeichen Nr. 7: Streit dreht sich im Kreis
Sie werden nicht situationsspezifisch, sondern generalisierend kritisiert. Ist etwas nicht in Ordnung, sollte es in einer guten Beziehung normal sein, sich zu beschweren und auszutauschen. Die situationsspezifische Kritik bezieht sich immer auf eine bestimmte Situation und passiert ständig und überall. Das Problem lässt sich im Regelfall schnell bereinigen oder wird als Problem akzeptiert. Kritisiert der Partner hingegen kein spezifisches Verhalten, sondern kritisiert Ihre Person allgemein, stellt er/sie Ihre Charaktereigenschaften und damit oft auch Ihre Beziehung insgesamt infrage.
Praxisbeispiel
„Immer versalzt du mir die Suppe!“
Merkt der Partner an, dass Sie die Suppe versalzen haben, ist diese situationsspezifische Kritik wahrscheinlich berechtigt. Die Suppe ist eben versalzen. Ufern die Anmerkungen jedoch aus in verallgemeinernde Behauptungen und Vorwürfe, stecken womöglich weitere negative Gefühle dahinter, die nun hervortreten.
Was können Sie tun, um Ihre Trennung zu vermeiden?
Die Frage ist pauschal so zu beantworten, dass Sie alles tun sollten, was Sie und Ihre Beziehung interessant macht und umgekehrt alles unterlassen sollten, was Ihre Beziehung gefährdet. Es ist klar, dass es immer zwei Partner braucht, um eine Beziehung konstruktiv zu gestalten. Nur im gegenseitigen Zusammenwirken beider Partner wird es möglich sein, eine Beziehung mit guter Perspektive zu leben. Klinkt sich ein Partner aus diesem Zusammenspiel aus, wird er oder sie früher oder später eigene Wege gehen.
- Um das Risiko einer Trennung einzuschätzen, sollten Sie eine Art Bestandsaufnahme machen und Ihre Beziehung analysieren. Diese Aufgabe ist eine echte Herausforderung. Dennoch sollten Sie versuchen, so objektiv wie möglich festzustellen, was Ihre Beziehung augenblicklich gefährdet oder gefährden könnte.
- Sie können natürlich Freunde oder Eltern einbeziehen und um Rat fragen. Ob sich daraus wirklich verwertbare Erkenntnisse ziehen lassen, erscheint oft fraglich. Schließlich sind Sie es, der oder die die Beziehung lebt. Vielleicht ist es so, dass Sie auch nur vermeintlich in einer unglücklichen Beziehung leben und bei näherer Betrachtung erkennen, dass Ihre Probleme nur scheinbare Probleme sind, die Sie nur konsequent angehen müssen.
- Haben Sie etwas als ernst zu nehmendes Problem erkannt, ist es naheliegend, das Problem zu thematisieren. Sprechen Sie mit dem Partner oder der Partnerin möglichst offen darüber, dass Sie eine bestimmte Begebenheit oder eine Situation als Problem empfinden.
Oft ist es dem Partner oder der Partnerin nicht unbedingt bewusst, dass ein bestimmtes Verhalten überhaupt ein Problem darstellt. Vieles passiert unbewusst, beiläufig und ohne Ziel. Es ist normal, wenn sich in langjährigen Beziehungen eine gewisse Routine einschleicht, in der ein Partner gar nicht mehr merkt, wenn er oder sie über das Ziel hinausgeschossen ist oder die gemeinsame Richtung verlassen hat. Ob Sie in schwierigen Fällen eine Eheberatung in Anspruch nehmen, ist und bleibt Ihre persönliche Entscheidung.
Dauer: 6:48
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Warum es einfach ist, in der Ehe glücklich zu sein?
Alles in allem
Eine gute Beziehung lebt davon, dass die Partner mindestens ähnliche Interessen haben und bereit sowie interessiert daran sind, tagtäglich am Fortbestand der Beziehung zu arbeiten. Die dafür notwendige Kraft steht wahrscheinlich nicht ständig und in voller Intensität zur Verfügung. Ist dies der Fall, sollten Sie nicht sofort Ihre Beziehung infrage stellen und von Trennung reden. Je früher Sie Probleme erkennen und daran arbeiten, desto größer sind die Aussichten, dass Ihre Beziehung Bestand hat und Sie eine Trennung vermeiden.