Sorry seems the hardest word. Sich für etwas zu entschuldigen zu können, ist ein wesentliches Element von Beziehungen. Da jeder Mensch seine Schwächen hat, im Leben und in der Beziehung erst recht Fehler macht, gehört die Bitte um Verzeihung zum Zusammenleben einfach dazu. Trotzdem schaffen es viele Menschen nicht, diese Hürde zu meistern. Erfahren Sie hier, warum es so wichtig ist, Fehler einzugestehen, warum sich manche Menschen so schwer damit tun, und was Sie tun könnten, wenn die Entschuldigung ausbleibt. Haben Sie das Gefühl, trotz aller Bemühungen beider Seiten kippt Ihre Beziehung, machen Sie hier bei uns den Online-Scheidungstest– dies hilft Ihnen hoffentlich dabei, Ihre nächsten Schritte zu planen.
Warum ist es so wichtig, Fehler einzugestehen?
Sich entschuldigen und umgekehrt verzeihen ist ein grundlegender Bestandteil menschlicher Beziehungen und des persönlichen Wohlbefindens. Eine Entschuldigung zu erhalten, hilft,
- emotionale Lasten abzubauen,
- negative Gefühle wie Wut, Groll und Bitterkeit zu verlieren,
- Stress zu reduzieren,
- Vertrauen und Intimität zu fördern,
- Größe zu zeigen.
Entschuldigt sich der Partner trotz seines offensichtlichen Fehlverhaltens nicht, haben Sie das Gefühl, Sie werden nicht als gleichwertig akzeptiert. Es könnte schwierig sein, eine Beziehung zu führen, bei der sich die Partner auf unterschiedlichen Ebenen bewegen.
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Warum tun sich manche Menschen so schwer, sich zu entschuldigen?
Dafür gibt es zahlreiche Gründe, die entweder in der Beziehung gewachsen sind, oder aber schon in der Erziehung, also schon von Kindesbeinen an existieren.
Zu großes Ego und (falsch verstandener) Stolz
Manche Menschen haben Schwierigkeiten, ihren Stolz zu überwinden und eine Entschuldigung auszusprechen, weil sie es als Zeichen von Schwäche oder Niederlage sehen. Stattdessen verzichten sie auf eine Entschuldigung und ziehen sich lieber in ihr Schneckenhaus zurück. Auch wenn eine Entschuldigung im Grunde nur aus vier Worten („es tut mir leid“) besteht, erscheint es für viele als unüberwindliche Hürde, diese vier kurzen Worte auszusprechen.
Angst vor Konsequenzen
Eine Entschuldigung kann bedeuten, dass man Verantwortung für einen Fehler übernimmt. Manche Menschen haben Angst vor den möglichen Konsequenzen oder Reaktionen darauf. Dabei verkennen sie oft, dass die Konsequenzen einer Nichtentschuldigung schwerwiegender sein können als die Entschuldigung und das Eingeständnis eigener Fehler selbst.
Fehlendes Einfühlungsvermögen
Manchmal fehlt es Menschen an Einfühlungsvermögen oder sie erkennen nicht, wie sehr ihr Verhalten andere verletzt hat.
Schon die Eltern haben einander nie um Verzeihung gebeten
Die Art und Weise, wie jemand aufgewachsen ist, kann einen großen Einfluss darauf haben, wie er mit Konflikten umgeht. In manchen Familien wurde und wird das Entschuldigen nicht als notwendig erachtet, oder auch hier fehlt es generationenübergreifend an Überwindungskraft.
Manchmal sind Menschen sich ihrer eigenen Verhaltensmuster nicht bewusst und erkennen nicht, dass sie sich nie entschuldigen. Ein solches Verhaltensmuster ist oft die Fortsetzung dessen, was der Partner in der Person der eigenen Eltern erfahren und unreflektiert übernommen hat. Dann ist es nicht ganz einfach, ein solches erlerntes Verhaltensmuster abzuändern.
Verteidigungsmechanismus
Sich nicht zu entschuldigen kann auch ein Schutzmechanismus sein, um sich selbst vor Kritik oder negativen Gefühlen zu schützen. Der Betreffende vermeidet damit, dass er/sie sich mit der Situation beschäftigen muss und zieht es vor, das Problem auszusitzen.
Schwierigkeiten, den richtigen Satz zu wählen
Manche Menschen wissen einfach nicht, wie sie sich richtig entschuldigen sollen oder haben Angst, die richtigen Worte zu finden. Sie sind vielleicht der Meinung, jedes Wort könnte ein Wort zu viel sein und alles nur noch schlimmer machen. Diese menschliche Schwäche erfordert viel Verständnis und das Zugeständnis, dass der Partner es gar nicht so meint, wie Sie glauben.
Mangelndes inhaltliches Verständnis
Es kann aber auch sein, dass der Partner rein inhaltlich gar nicht versteht, warum eine Entschuldigung für Sie so wichtig ist oder welche Bedeutung diese für die Beziehung hat.
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Was tun, wenn die Entschuldigung ausbleibt?
Es kann wirklich frustrierend sein, wenn der Partner sich nie entschuldigt. In diesen Fällen ist die Kommunikation das richtige Werkzeug.
Gespräch initiieren
Setzen Sie sich mit dem Partner zusammen und erklären ruhig und sachlich, wie Sie sich fühlen. Vermeiden Sie dabei Vorwürfe und konzentrieren sich auf die eigenen Gefühle. Zeigen Sie ihm, dass Sie geduldig sind und seine/ihre Schwierigkeiten verstehen. Manchmal braucht es Zeit, bis sich jemand öffnet.
Beispiele geben
Nennen Sie konkrete Situationen, in denen Sie eine Entschuldigung erwartet hätten. Dies kann helfen, das Problem greifbarer zu machen. Noch besser ist es, wenn Sie eine konkrete Situation direkt aufgreifen und den Partner mit der Nase drauf stoßen, dass er/sie sich falsch verhalten hat und Sie eine Entschuldigung erwarten.
Erklären Sie die Bedeutung: Manchmal verstehen Menschen nicht, warum eine Entschuldigung wichtig ist. Erklären Sie, wie eine Entschuldigung helfen würde, dass Sie sich wertgeschätzt und respektiert zu fühlen. Gerade in einer partnerschaftlichen Beziehung kommt es auf Wertschätzung und Respekt in besonderer Weise an.
Gemeinsame Lösungen finden (Verhaltenskodex)
Überlegen Sie gemeinsam, wie Sie in Zukunft besser miteinander kommunizieren könnten. Vielleicht eine Option, eine Art "Verhaltenskodex" für die Beziehung aufstellen.
Kann man selbst gut verzeihen?
Überlegen Sie auch, ob es etwas gibt, das Sie anders machen könnten, um die Kommunikation zu verbessern. Sich nur schwer entschuldigen können, ist das eine – nicht verzeihen zu können, die andere Seite der Medaille.
Deswegen ist zum Beispiel Dankbarkeit zu zeigen so wichtig: Zeigen Sie Ihre Dankbarkeit für die Dinge, die er/sie tut. Ein einfaches "Danke" kann oft viel bewirken und dem Partner helfen, sich zu öffnen. Auch eine Umrahmung, ein Kuss oder eine andere Form der körperlichen Zuneigung kann als positive Verstärkung ungeahnte Wirkung erzeugen.
Ist, sich nicht zu entschuldigen, ein Grund für die Trennung?
Sieht sich der Partner außerstande, eigene Fehler einzugestehen, ist Ihre Beziehung vielleicht belastet, muss aber nicht brüchig sein. Sind Sie sich der Schwäche des Partners bewusst, könnte es so sein, dass Sie sich darauf einstellen und trotz eines offensichtlichen Fehlverhaltens erst gar keine Entschuldigung erwarten. Sie wissen ja, wie der Partner gestrickt ist. Mit dieser Erwartungshaltung lässt sich vielleicht besser leben, als wenn Sie ständig eine Entschuldigung erwarten und sich mit Ihrer Unzufriedenheit selber unter Druck setzen.
Oft dürfte es aber so sein, dass die Unfähigkeit, sich zu entschuldigen, nur ein Teilaspekt der Persönlichkeit des Partners darstellt. Möglicherweise kommen noch weitere negative Persönlichkeitsmerkmale dazu, die in der Kombination die Beziehung belasten. Dies könnte der Fall sein, wenn der Partner Ihre Person als nicht gleichwertig oder gleichberechtigt betrachtet oder Erwartungen stellt, die Sie nicht erfüllen können oder erfüllen möchten. Dann kann es schon sein, dass Ihre Beziehung Brüche bekommt und Sie in letzter Konsequenz nur noch die Trennung als die richtige Option betrachten.
Bevor es aber soweit kommt, sollten Sie dennoch alles versuchen, sich dem Partner anzunähern oder dem Partner Gelegenheit bieten, sich des eigenen Fehlverhaltens bewusst zu werden. Nicht zuletzt sollten Sie auch an Ihrem eigenen Verhalten arbeiten.
Alles in allem
Es ist bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen. Auch die Fähigkeiten für eine partnerschaftliche Beziehung wollen gelernt sein. Gefühle allein reichen oft nicht aus, eine Beziehung konstruktiv zu gestalten. Sofern der Partner im Prinzip lernfähig ist, sollten Sie die Herausforderung annehmen, an der Beziehung zu arbeiten. Bestenfalls gelingt es, den Partner dafür zu motivieren, Fehler einzugestehen und sich für Fehlverhalten zu entschuldigen. Gehen Sie stets selbst mit gutem Beispiel voran.