Wo bleiben die Kinder nach der Scheidung?

Welche 9 Kriterien Ihnen bei der gemeinsamen Entscheidung helfen

Dienstag, 22.10.2024 , geschrieben von iurFRIEND-Redaktion

„Das Kind ist 5 Jahre alt, und in dem Alter kommt das Kind ja nach der Scheidung zur Mutter…“. Solche Gedanken gibt es nicht selten, wenn es zur Frage kommt, bei welchem die Kinder denn eigentlich nach der Scheidung wohnen werden. Viele beanspruchen ihre Kinder sofort für sich, andere geben es gleich auf – beides unterliegt einem Irrtum. Lesen Sie hier, wie und worauf Eltern sich einigen können zum Verbleib des Nachwuchses und welche 9 Kriterien Ihnen der gemeinsamen Entscheidung helfen können. In jedem Fall haben Sie keine Scheu, nur deswegen nicht die Scheidung einzureichen, weil Sie sich hierüber nicht einig zu werden drohen. Ihre Scheidung können Sie jederzeit, 24/7 rund um die Uhr, hier online beantragen.

Wer bestimmt, wo die Kinder im Trennungsjahr und nach der Scheidung wohnen werden?

Es ist bei der Frage des gewöhnlichen Aufenthalts der Kinder nicht anders als bei den Sachfolgen einer Scheidung: Entweder einigen Sie sich, oder das Gesetz spricht, in diesem Falle das Familiengericht. Schaffen Sie es, in dieser essenziell wichtigen Frage ohne dritte Kraft übereinzukommen, muss kein Fremder darüber entscheiden, wo ein Kind wohnen soll, ein Fremder, der dazu noch keinerlei Innenblick in Ihre Familie hat.

 

Dennoch gibt es Faktoren, die bei Ihren internen Überlegungen eine Rolle spielen dürfen, und andere, die außen vor bleiben sollten. Schauen wir aber zunächst auf alle in Frage kommenden Möglichkeiten, also welche Betreuungsmodelle es alles gibt. Danach richten sich auch das Kriterien, an denen Sie sich bei einem gemeinsamen Entschluss orientieren können.

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Trennung und Scheidung mit Kind

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Welche Betreuungsmodelle gibt es für minderjährige Kinder? (Auswahl)

Ihr Kind kann entweder die überwiegende Zeit bei einem von Ihnen bleiben oder zu gleichen Teilen bei beiden Elternteilen. Dies manifestiert sich in unterschiedlicher Art und Weise wie folgt:

Residenzmodell (Ein-Elternteil-Modell)

Beim Residenzmodell wohnt das Kind hauptsächlich bei einem Elternteil, während der andere Elternteil regelmäßig (meist an Wochenenden oder in den Ferien) Umgang mit dem Kind hat. Dies ist das häufigste Modell in Deutschland. Der Elternteil, bei dem das Kind lebt, übernimmt die alltägliche Betreuung, während der andere Elternteil Barunterhalt zahlt und ein Besuchsrecht hat.

  • Vorteil: Das Kind hat einen festen Hauptwohnsitz bei einem Elternteil, was ihm eine klare Struktur und Stabilität bietet. Diese Beständigkeit kann dem Kind helfen, sich sicher und geborgen zu fühlen, da es nicht ständig zwischen zwei Haushalten pendeln muss.
  • Nachteil: Der Elternteil, bei dem das Kind nicht lebt, hat in der Regel weniger Zeit und Einfluss auf den Alltag des Kindes. Dies kann zu einer Entfremdung führen und die Beziehung zwischen dem Kind und dem anderen Elternteil beeinträchtigen.

Echtes Wechselmodell

Beim echten Wechselmodell (auch „paritätisches Wechselmodell“ genannt) wird die Betreuung des Kindes annähernd gleichmäßig zwischen den Elternteilen aufgeteilt. Das bedeutet, das Kind verbringt etwa 50 % der Zeit bei der Mutter und 50 % der Zeit beim Vater. Es gibt keine festen Vorgaben, wie genau die Zeit aufgeteilt sein muss, aber eine grobe Gleichverteilung ist das Ziel.

  • Vorteil: Das echte Wechselmodell ermöglicht es dem Kind, intensiven Kontakt zu beiden Elternteilen zu haben. Beide Eltern übernehmen eine gleichberechtigte Erziehungsrolle, was dazu beitragen kann, dass das Kind zu beiden Elternteilen eine starke Bindung aufrechterhält und beide Eltern aktiv in den Alltag des Kindes eingebunden bleiben.
  • Nachteil: Das Wechselmodell erfordert eine sehr gute Kooperation und Abstimmung zwischen den Eltern. Auch für das Kind kann es belastend sein, häufig zwischen zwei Haushalten zu pendeln, was besonders schwierig sein kann, wenn die Wohnorte der Eltern weit voneinander entfernt sind oder die Alltagsstrukturen sehr unterschiedlich sind.

Nestmodell (Nesting-Modell)

Beim Nestmodell bleibt das Kind dauerhaft in der gemeinsamen Familienwohnung („Nest“), während die Eltern abwechselnd in die Wohnung kommen, um das Kind zu betreuen. Die Eltern haben in der Regel eigene Wohnungen, in denen sie leben, wenn sie nicht bei dem Kind sind. Das Kind muss also nicht zwischen verschiedenen Haushalten pendeln, sondern bleibt in seiner vertrauten Umgebung.

  • Vorteil: Das Kind muss sich nicht ständig an neue Wohnverhältnisse anpassen.
  • Nachteil: Für die Eltern kann es auf Dauer schwierig und finanziell belastend sein, zwei getrennte Haushalte zu unterhalten.

Freies Modell / Individuelles Modell

Im freien Modell oder individuellen Modell legen die Eltern die Betreuung und den Umgang flexibel fest, ohne sich an starre Zeitpläne zu halten. Die Regelungen können je nach den Bedürfnissen des Kindes und den Lebensumständen der Eltern variieren. Es ist besonders geeignet, wenn die Eltern in engem Kontakt stehen und die Betreuung dynamisch anpassen können.

  • Vorteil: Hohe Flexibilität für alle Beteiligten.
  • Nachteil: Kann für das Kind verwirrend oder belastend sein, wenn die Struktur nicht klar ist oder sich ständig ändert.

Welche Faktoren spielen eine Rolle bei der Entscheidung, wo die Kinder nach der Scheidung bleiben werden?

Die Entscheidung, welcher Elternteil welchen Anteil an Zeit mit dem Kind verbringen und damit auch seinen Alltag entscheidend prägen wird, ist eine der wichtigsten überhaupt. Zeit ist nicht nur für Sie als Erwachsenen ein hohes Gut, für Kinder sogar noch mehr, da

(Lesen Sie gerne die verlinkten Artikel dazu, die Beschäftigung damit lohnt sich – nicht alles dreht sich sofort um die Online-Scheidung und welcher Unterhalt gezahlt wird, denn diese Fragen gehen diesen anderen - zumindest organisatorisch - voraus.)

 

Worüber sollten Sie also mit Ihrem Partner sprechen, wenn es um die Klärung des Verbleibs der Kinder nach der Scheidung geht? Und welches Modell wäre beispielhaft eine gute Option jeweils?

1 Kindeswohl

Beispiel: Ein 8-jähriges Kind zeigt nach der Trennung der Eltern starke emotionale Belastungen und wird von einem Therapeuten betreut. In diesem Fall könnte das Residenzmodell vorteilhaft sein, weil das Kind in einem stabilen Umfeld lebt und nicht ständig zwischen den Eltern wechseln muss, was zusätzliche emotionale Belastungen verursachen könnte. Das Nestmodell wäre hier wahrscheinlich problematisch, da es ebenfalls emotional instabil wirken könnte, wenn die Eltern ständig kommen und gehen, während das Kind am selben Ort bleibt.

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Dauer: 5:51

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Scheidung mit Kind. Worauf muss ich achten?

2 Alter und Entwicklungsstand des Kindes

Beispiel: Ein 2-jähriges Kind, das noch gestillt wird, hat eine sehr enge Bindung zur Mutter. Das Residenzmodell mit der Mutter als Hauptbetreuungsperson könnte hier sinnvoll sein, weil das Kind nicht so viele Wechsel durchlaufen muss und eine engere Beziehung zur primären Bezugsperson beibehalten kann. Das Wechselmodell wäre für so ein kleines Kind eher ungeeignet, da häufige Wechsel in diesem Alter zu Unsicherheit und Stress führen könnten.

3 Bindung zu beiden Elternteilen

Beispiel: Ein Kind hat eine besonders starke emotionale Bindung zum Vater, der seit der Geburt viel Zeit mit dem Kind verbracht hat. Das Wechselmodell könnte hier gut funktionieren, da das Kind beide Elternteile intensiv in seinem Leben behalten kann und die Bindung zum Vater ebenso wie zur Mutter gefördert wird. Das Residenzmodell wäre hier möglicherweise weniger ideal, da das Kind eventuell weniger Zeit mit dem Vater verbringen würde, obwohl eine enge Bindung besteht.

4 Wille des Kindes

Beispiel: Ein 14-jähriges Mädchen äußert, dass sie lieber bei Elternteil X leben möchte, weil sie dort ihre Freunde, Schule und Hobbys behalten kann. Hier könnte das Residenzmodell bei Elternteil X sinnvoll sein, um die sozialen und schulischen Verbindungen des Kindes zu erhalten. Das Wechselmodell könnte funktionieren, wenn das Mädchen auch eine enge Bindung zum anderen Elternteil hat, aber die Stabilität eines festen Wohnsitzes könnte in diesem Fall vorteilhafter sein.

5 Erziehungsfähigkeit der Eltern

Beispiel: Ein Elternteil hat aufgrund psychischer Probleme Schwierigkeiten, den Alltag des Kindes zu bewältigen. Das Residenzmodell beim anderen Elternteil wäre in diesem Fall die bessere Wahl, da er eine stabilere Umgebung bieten kann. Das Nestmodell wäre hier problematisch, da der Elternteil mit der Erkrankung sich in regelmäßigen Abständen um das Kind kümmern müsste, was er oder sie aufgrund der psychischen Probleme vielleicht nicht verlässlich tun kann.

6 Stabilität und Kontinuität

Beispiel: Ein 10-jähriger Junge lebt seit Jahren in der gleichen Wohnung und geht in die örtliche Schule. Der Vater plant, in eine andere Stadt zu ziehen. In diesem Fall könnte das Residenzmodell bei der Mutter am besten sein, um die Stabilität und Kontinuität für das Kind zu gewährleisten. Ein Wechselmodell wäre ungünstig, wenn der Vater weit weg zieht, da es logistisch schwierig wäre, den regelmäßigen Wechsel ohne Beeinträchtigung der schulischen und sozialen Stabilität des Kindes zu organisieren.

7 Kooperationsfähigkeit der Eltern

Beispiel: Die Eltern haben eine stark konfliktbeladene Beziehung und schaffen es nicht, wichtige Entscheidungen gemeinsam zu treffen. In diesem Fall wäre das Residenzmodell besser, da es die Anzahl der notwendigen Abstimmungen reduziert und dem Kind ein klareres und stabileres Umfeld bietet. Ein Wechselmodell könnte in dieser Situation schwierig sein, da es eine gute Kommunikation zwischen den Eltern erfordert, was in einem konfliktbeladenen Umfeld oft nicht gegeben ist.

8 Wohnsituation und Platz

Beispiel: Die Mutter lebt in einer kleinen Wohnung, während der Vater eine größere Wohnung hat, die genügend Raum für das Kind bietet. Das Residenzmodell beim Vater wäre hier sinnvoll, da das Kind dort mehr Platz und eine kindgerechte Umgebung hat. Das Nestmodell wäre hier nicht ideal, da es die finanzielle Belastung erhöht, wenn beide Eltern getrennte Wohnungen benötigen und zusätzlich die Familienwohnung unterhalten müssen.

9 Gesundheitliche und emotionale Bedürfnisse des Kindes

Beispiel: Ein Kind leidet an Asthma und benötigt regelmäßige medizinische Betreuung. Das Residenzmodell bei dem Elternteil wäre hier von Vorteil, der näher an einem spezialisierten Krankenhaus lebt, was eine bessere Versorgung des Kindes sicherstellt. Das Wechselmodell wäre in diesem Fall potenziell ungünstig, da der andere Elternteil möglicherweise weiter entfernt lebt und die medizinische Versorgung weniger konstant wäre.

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Welche Faktoren spielen keine Rolle?

Bei der Entscheidung, wo das Kind nach einer Scheidung leben soll, spielen bestimmte Faktoren keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Die Mutter hat nicht mehr Rechte als der Vater, und der Vater nicht mehr als die Mutter. Zu den weiteren Faktoren, die typischerweise keine wesentliche Rolle spielen, gehören:

🚫 Sorgerechtsstatus vor der Trennung

In der Regel behalten beide Eltern nach der Scheidung das gemeinsame Sorgerecht. Der rechtliche Status des Sorgerechts selbst ist also kein entscheidender Faktor für den Lebensmittelpunkt des Kindes. Auch wenn das Sorgerecht bei beiden Elternteilen liegt, kann das Kind bei nur einem Elternteil leben, während beide weiterhin wichtige Entscheidungen gemeinsam treffen.

🚫 Genaues kalendarisches Alter des Kindes

Es gibt keine gesetzliche Regelung, die festlegt, dass ein Kind ab einem bestimmten kalendarischen Alter automatisch bei einem Elternteil (z.B. der Mutter) leben muss. Das Alter des Kindes wird zwar berücksichtigt, insbesondere in Bezug auf Entwicklungsstufe und Bedürfnisse, aber es gibt keine pauschale Entscheidung auf Grundlage des Alters. Ein 5-jähriges Kind muss beispielsweise nicht automatisch bei der Mutter bleiben, sondern die individuelle Lebenssituation zählt.

🚫 Geschlecht des Kindes

Ob das Kind ein Junge oder ein Mädchen ist, hat keine Bedeutung für die Entscheidung, bei welchem Elternteil es lebt. Weder das Gesetz noch die Gerichte ziehen das Geschlecht des Kindes in Betracht, wenn es um das Sorgerecht oder den Aufenthaltsort geht.

🚫 Welcher Elternteil mehr Geld oder den „besseren“ Beruf hat

Zwar wird die finanzielle Stabilität eines Elternteils berücksichtigt, aber die Entscheidung wird nicht allein aufgrund des Einkommens oder Vermögens getroffen. Ein wohlhabender Elternteil erhält nicht automatisch das Aufenthaltsbestimmungsrecht, nur weil er bessere finanzielle Ressourcen hat. Die finanzielle Situation wird nur insoweit relevant, als sie das Wohl des Kindes beeinflusst (z.B. stabile Wohnverhältnisse).

 

Der berufliche Status (z.B. ob ein Elternteil beruflich erfolgreich oder hochrangig ist) hat keinen direkten Einfluss darauf, wo das Kind lebt. Allerdings könnten extrem unflexible Arbeitszeiten oder häufige Abwesenheit durch die Arbeit ein Faktor sein, wenn sie die Fähigkeit beeinträchtigen, sich angemessen um das Kind zu kümmern. Aber der berufliche Erfolg allein wird nicht als ausschlaggebender Faktor betrachtet.

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🚫 Wunsch der Großeltern oder anderer Familienmitglieder

Der Wunsch von Großeltern, Tanten, Onkeln oder anderen Familienangehörigen, das Kind in der Nähe zu haben oder es zu betreuen, spielt keine Rolle bei der Entscheidung, wo das Kind leben soll. Diese Entscheidung betrifft ausschließlich die Eltern und das Kind. Andere Verwandte können zwar eine emotionale Rolle im Leben des Kindes spielen, aber sie haben kein Mitspracherecht bei der Bestimmung des Wohnortes.

Alles in allem

Die Beispiele in diesem Artikel sollen verdeutlichen, wie verschiedene Faktoren in die Entscheidung einfließen können, wo die Kinder nach einer Trennung oder Scheidung leben werden. Sie sind jedoch nur theoretische Szenarien und dienen der Veranschaulichung. In der Realität wird jede Situation individuell betrachtet, da die Bedürfnisse und Lebensumstände jedes Kindes und jeder Familie einzigartig sind. Es gibt keine pauschalen Lösungen, und das Kindeswohl steht stets im Mittelpunkt. 

 

Haben Sie weitere wichtige Fragen, und wissen aktuell nicht, worüber Sie sich zuerst informieren sollen, hilft Ihnen unser Gratis-InfoPaket zu Trennung und Scheidung garantiert weiter: 20 Seiten voller wertvoller Infos, Schaubilder und Checklisten erleichtern Ihnen zusätzlich den Einstieg in die Thematik, bei denen wir Ihnen stets zur Seite stehen. Gerne rufen Sie danach auch noch den iurFRIEND InfoPoint an unter 0800 34 86 72 3 für Fragen allgemeiner Art und fühlen sich hoffentlich dann rundum versorgt. Wir freuen uns auf Ihre Meldung!

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