Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr
DEFINITION
Warum der Satz „Ich kann nicht mehr“ Beachtung braucht
Es wird in der heutigen Gesellschaft immer schwieriger, all seinen Rollen mit ihren Erwartungen gerecht zu werden. Gerade Angehörige der Mittelschicht sehen sich enormen Herausforderungen konfrontiert: Im Job funktionieren, möglichst Karriere machen, die Kinder großziehen, deren Problemen begegnen, die kranken Eltern versorgen, Pandemien trotzen...und dabei möglichst noch ein guter Ehepartner sein bzw. sogar oben drauf noch die Scheidung wegstecken, wenn das alles nicht geklappt haben sollte. Der Satz „Ich kann nicht mehr“ bricht sich währenddessen oder danach allzu oft Bahn. Wer ihn von Freunden oder Bekannten hört – oder von sich selbst – muss erkennen können: Ist hier jemand in ernster Gefahr?
HILFE BEI DEPRESSIONEN
Sprechen Sie heute noch mit jemandem. An folgende kostenlose Nummern können Sie sich wenden und erhalten Hilfe von offiziellen Stellen.
Telefonseelsorge: 0800 11 10 111
Info-Telefon Depression: 0800 33 44 533
Wie kann es soweit kommen?
Menschliche Beziehungen stellen eines der höchsten Güter in unserem Kosmos dar. Sie sind die Essenz unseres Seins. Zerbricht eine Beziehung, kommt es gar nicht so sehr auf ihre bisherige Länge an – hat sie mindestens ein Partner sehr intensiv geführt, reichen die Schmerzen bei einem Verlust der Beziehung oft ins Unendliche.
Dazu kommt, dass man mit dem Partner, für den man sich einmal entschieden hat, das ganze Leben geplant hatte und dafür hohe Opfer gebracht hat. Gemeinsame Kinder, Investitionen in ein Haus oder andere Sachgüter, der Wegzug aus der Heimat…bekommt man das Gefühl, dass dies alles „umsonst“ gewesen sei, kann dies in einer Phase tiefer Depression enden.
Der Verlust einer nahestehenden Person, in diesem Falle die dauerhafte emotionale und geografische Trennung, zählt zu einem der großen Risikofaktoren für Selbstmordverhalten. Es gilt, im näheren und erweiterten Umfeld, während und nach einer Trennungsphase Anzeichen für einen bevorstehenden Suizidversuch, aber auch schon für die Beschäftigung mit entsprechenden Gedanken zu erkennen.
Unvollendeter Versuch
Kommt es zu einem unvollendeten Versuch, sich das Leben zu nehmen, ist dies wohl das deutlichste und schlimmste Anzeichen. Kann der Betroffene gerettet werden, ist eine umfassende Folgebetreuung möglich und obligatorisch. Welche Anzeichen gibt es jedoch unterhalb dieser Schwelle?
Leaks in der Sprache
Die meisten Menschen, die vor oder nach der Scheidung von äußerster emotionaler Verzweiflung geprägt sind, sprechen nicht über ihre Gedanken. Jede noch so kleine Gesprächsnote bedarf hier der Beachtung, zumal wenn andere Symptome sichtbar geworden sind. Ein plötzliches Interesse an Medien, deren klassisches Motiv der Suizid ist, und ein Darübersprechen sollten Sie aufhorchen lassen. Wendungen, die auch in einem Abschiedsbrief stehen können, ebenfalls. Hilferufe einer betroffenen Person geschehen oft unterbewusst, ohne dass sie ihre Äußerungen als solche wahrnimmt. Zum Beispiel erwähnt sie eine Webseite sehr oft, die sich mit Selbsttötungen befasst, und sei es „nur“ aufgrund von Statistik. Andere schlagen Hilfsangebote aus mit der Erklärung, Ihnen nicht zur Last fallen zu wollen.
Verhaltensänderungen
An einem geänderten Verhalten lässt sich ebenfalls ablesen, dass etwas nicht stimmt. Auch hier ist das Thema der Selbstverletzung ohne (bis dato) größeren Schaden akut – wer noch so viel Lebensmut hat, dass er oder sie keine schlimmeren Schritte unternommen hat, dem muss sofort geholfen werden!
Zu den weniger deutlichen, aber ebenfalls zu wertenden Faktoren gehören:
- die Aufgabe von langjährigen Hobbys oder die Abkehr von bisher verehrten Interessen,
- unerklärliche Isolation von Freundinnen und Freunden, mit denen man zuvor noch viel unternommen hat,
- Missbrauch von Drogen und Alkoholika,
- Sich-fallen-lassen im Job bis zur Kündigung oder zum Gekündigtwerden,
- Plötzliche Erregungsanfälle wie Zorn, Wut oder hysterisches Lachen ohne Grund,
- das Abgeben von Habseligkeiten und Verschenken/Veräußern von Sachen, die der Betroffene eigentlich selbst noch benötigt.
HILFE BEI DEPRESSIONEN
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Telefonseelsorge: 0800 11 10 111
Info-Telefon Depression: 0800 33 44 533
„Ich kann und ich will wieder“ – helfende Maßnahmen durch medizinische Fachkräfte
Über Hotlines wie die oben angeführte Nummer kommen Betroffenen in Kontakt mit Ärzten, Psychologen und anderem geschultem Personal, das reich an Erfahrungen im Umgang mit seelischen Krisen ist. Sie nehmen Sie ernst. Auf Wunsch können Sie sich in Deutschland bei akuter Selbstgefährdung sofort in die kundigen Hände medizinischer Fachkräfte begeben, die Sie mit Ihren Sorgen nicht mehr allein lassen.
Bei einer Betreuung versucht man, die Probleme festzustellen, die den Wunsch nach der Beendigung des eigenen Lebens vorangetrieben haben. Sie durchlaufen eine komplette Anamnese, in der sowohl Ihre Gesundheit, Ihre psychische Verfassung, zurückliegende Verletzungen, Ihr Beziehungsnetzwerk und mehr besprochen werden. Zudem versucht man, konkrete Auslöser Ihrer Gedanken festzustellen, die zu selbstgefährdenden Handlungen führen oder geführt haben.
Der weitere Verlauf der Hilfestellung ist individuell und sieht bei Patienten je nach behandelnder Einrichtung unterschiedlich aus. Auf jeden Fall versucht man, ein engmaschiges Hilfenetz zu weben, in das Betroffene weich aufgefangen werden und in dem sie wissen, an welche Stellen sie sich wenden können, bevor sie eine verheerende Entscheidung für sich treffen.
Familienangehörige sollten diesen Patienten Halt geben in der Zeit nach der Entlassung aus ärztlicher Behandlung. Sie müssen sich bewusst machen, dass es ein langer Weg sein kann, bis ein Mensch sein Mindset geändert hat und von „Ich kann nicht mehr“ überwechselt in „Ich will wieder, unbedingt!“. Wie auch bei anderen Krankheiten läuft für die Betroffenen eine Nachsorge ab, die je nach Verlauf der Krankheit neujustiert, optimiert und natürlich auch irgendwann wieder abgesetzt werden kann.
Alles in allem
Die Auswirkungen einer Scheidung darf man nicht unterschätzen. Zum einen macht der emotionale Faktor zu schaffen, also die Hingezogenheit zum Partner nach langen Ehejahren, zum anderen auch finanzielle und wirtschaftliche Aspekte. Was wird aus mir, wenn wesentliche Güter nicht mehr zur Verfügung stehen? Für all dies gibt es Lösungen, die Sie mit professioneller Hilfe erreichen können