Typischerweise vereinbaren Ehepartner in der Unternehmerehe Gütertrennung. Damit schließen Sie in notarieller Form den gesetzlichen Güterstand der Zugewinngemeinschaft aus, so dass im Fall der Scheidung kein Zugewinn anfällt. Eine solche Vereinbarung ist meist aber nur in guten Zeiten möglich. Kommt es zur Scheidung, wird der Ehepartner nicht unbedingt zu einem derartigen Zugeständnis bereit sein.
Definition: Scheidung von Gesellschaftern
DEFINITION
Scheidung von Gesellschaftern
Ihre Scheidung ändert nichts daran, dass Sie Gesellschafter bleiben. Ihr Geschäftsanteil an einer GmbH, oHG oder KG wird durch die Scheidung nicht unmittelbar beeinträchtigt. Dennoch kann die Scheidung, insbesondere der Zugewinnausgleich, Ihre unternehmerische Tätigkeit gefährden. Etwa dann, wenn Sie zwecks Auszahlung Anteile verkaufen müssen. Daher: Rechtliche Folgen regeln Sie möglichst außergerichtlich in einer Scheidungsfolgenvereinbarung. Sie treffen einvernehmliche Regelungen mithin zum Zugewinnausgleich, Versorgungsausgleich und Ehegattenunterhalt. Damit schaffen Sie zugleich die ideale Grundlage für die einvernehmliche Online-Scheidung.
Kurzfassung - Alles auf einen Blick
- Für Unternehmer kann die Scheidung nicht nur emotionale und finanzielle Auswirkungen haben, sondern auch berufliche. Kann die Ausgleichszahlung für den Zugewinn nicht beglichen werden, besteht die Gefahr, dass Sie als Gesellschafter Anteile verkaufen müssen.
- Haben Sie noch keinen Ehevertrag geschlossen, können Sie dies anlässlich der Scheidung noch nachholen. Lassen Sie sich am besten anwaltlich beraten, um zu erfahren, welche Regelungen für Ihre Berufsgruppe sinnvoll sind.
- Gelingt die einvernehmliche Scheidung, können Sie vor allem Scheidungskosten, aber auch Zeit und Nerven sparen. So haben Sie den bestmöglichen Start für Ihren Neubeginn und sichern Ihre Familie und Ihre unternehmerische Tätigkeit langfristig ab.
Ehevertrag für Gesellschafter
Die beste Handlungsoption wäre, wenn Sie bereits im Hinblick auf Ihre Eheschließung oder in guten Zeiten während Ihrer Ehe einen Ehevertrag vereinbart hätten. In einem solchen Ehevertrag hätten Sie das Schicksal Ihrer Gesellschaft unter den Aspekten Zugewinnausgleich, Versorgungsausgleich und Ehegattenunterhalt so geregelt, dass Ihr Unternehmen im Fall der Scheidung soweit als möglich außen vor bleibt. Haben Sie diese Option versäumt, sollten Sie jetzt erst recht am Schicksal Ihres Unternehmens arbeiten.
Die Handlungsoption „Ehevertrag“ dürfen Sie nicht isoliert betrachten. Ehevertragliche Vereinbarungen im Unternehmensbereich sind stets im Zusammenhang mit gesellschaftsrechtlichen, steuerrechtlichen und erbrechtlichen Aspekten zu betrachten. Nur, wenn alle Bereiche aufeinander abgestimmt sind, ist gewährleistet, dass im Konfliktfall alles soweit wie möglich reibungslos verläuft.
CHECKLISTE
Was können wir in einem Ehevertrag regeln?
Mit einem Ehevertrag können Sie Ihre Ehe rechtlich bindend regeln. Welche Vereinbarungen kommen für die Ehe und für den Fall der Scheidung in Frage?
Checkliste
Ehevertrag
Darauf müssen Sie achten, wenn Sie einen Ehevertrag abschließen möchten.
Welche Probleme ergeben sich, wenn mein Ehepartner am Unternehmen beteiligt ist?
Ist Ihr Ehepartner gleichfalls Gesellschafter im Unternehmen, müssen Sie auch nach der Scheidung miteinander auskommen. Die Situation erweist sich in der Praxis oft als problematisch. Noch schwieriger ist die Situation, wenn der Ehepartner in Ihrem Unternehmen mitarbeitet und Sie täglich miteinander zu tun haben. Fehlt dann die Vertrauensbasis, dürfte es schwierig sein, stets das Wohl des Unternehmens im Auge zu haben und gemeinsam angemessene und rational durchdachte Entscheidungen zu treffen. Im ungünstigsten Fall sehen Sie sich vielleicht Erpressungsversuchen ausgesetzt und der Scheidungskrieg verlagert sich in Ihr Unternehmen hinein.
EXPERTENTIPP
Vorkehrungen im Gesellschaftsvertrag treffen
Möchten Sie vermeiden, dass Ihr Scheidungskrieg in das Unternehmen hinein verlagert wird, sollten Sie bereits vorsorglich im Gesellschaftsvertrag Regelungen treffen, dass Ihr Ehepartner über seine Gesellschafterstellung nicht notwendige unternehmerische Entscheidungen blockiert. Ein Werkzeug hierfür ist, einen Beirat im Unternehmen zu installieren. Diesem Beirat werden bis auf die Kernkompetenzen die Aufgaben der Gesellschafterversammlung übertragen. Der Beirat wirkt so als eine Art Filter zwischen dem Unternehmen und den Gesellschaftern. Sie verhindern so, dass Gesellschafterstreitigkeiten auf das Unternehmen und dessen Geschäftsführung durchschlagen und das Unternehmen möglicherweise lähmen.
Möchten Sie verhindern, dass Ihr Ehepartner als Gesellschafter seinen Geschäftsanteil wegen der Scheidung verkauft, sollten Sie die Veräußerung des Geschäftsanteils nur mit Genehmigung der Gesellschafterversammlung erlauben. So vermeiden Sie, dass eine fremde Person in den Gesellschafterkreis eintritt. Ergänzend könnten Sie auch ein Vorkaufsrecht in der Satzung verankern, sodass Sie als verbleibender Gesellschafter den Geschäftsanteil Ihres aus der Gesellschaft austretenden Ehegatten vorrangig erwerben könnten. Da die Gestaltungsmöglichkeiten sehr vielfältig sind, sollten Sie sich anwaltlich oder notariell beraten lassen.
Steuern bei Unternehmerscheidung
Vollzieht sich Ihre Trennung oder Scheidung unter schwierigen Bedingungen, sollten Sie Ihr steuerliches Gewissen schnellstens bereinigen. Gehen Sie davon aus, dass Ihr Ehepartner Kenntnis von steuerstrafrechtlichen Sachverhalten hat oder haben Sie möglicherweise Schwarzgeld im Ausland gebunkert oder zu Hause im Tresor versteckt, sollten Sie unbedingt über eine strafbefreiende Selbstanzeige nachdenken. Sie sollten eine solche Anzeige jedoch keinesfalls ohne anwaltliche Beratung formulieren.
GUT ZU WISSEN
Risiko auf Verdacht auf Beihilfe
Ein Ehepartner, der den anderen wegen des Verdachts von Schwarzgeldern beim Finanzamt anschwärzt, schneidet sich möglicherweise ins eigene Fleisch. Weiß der Ehegatte über den betreffenden Sachverhalt Bescheid, setzt er/sie sich möglicherweise dem Verdacht der Beihilfe aus und macht sich selber strafbar. Auch wäre zu berücksichtigen, dass Ihre Verurteilung zu einer Geldstrafe führt. Dies schmälert Ihre Liquidität und reduziert damit die Aussichten, dass Sie einen vielleicht geforderten Zugewinnausgleich, Versorgungsausgleich oder Ehegattenunterhalt problemlos finanzieren können.
Zugewinnausgleich bei Gesellschaftern
Zentraler Aspekt bei einer Unternehmerscheidung spielt meist der Zugewinnausgleich. Soweit Sie ehevertraglich nichts anderes vereinbart haben, leben Sie im gesetzlichen Güterstand der Zugewinngemeinschaft. Kommt es zur Scheidung, wird Ihr Betriebsvermögen oder der Wert Ihrer Gesellschafterrechte in die güterrechtliche Auseinandersetzung einbezogen. Für Ihre Firma kann ein Zugewinnausgleich existenzbedrohende Folgen nach sich ziehen. Verdient Ihr Unternehmen ordentlich Geld, stellt der Wertzuwachs des Unternehmens und damit der Wert Ihrer Gesellschafterbeteiligung sowie entnommene Gewinne und hohe Geschäftsführergehälter meist einen wesentlich größeren Vermögenszuwachs dar, als derjenige des Ehepartners. Im Fall Ihrer Scheidung müssten Sie diesen unterschiedlichen Vermögenszuwachs als Zugewinn ausgleichen.
Wie wird der Wert meines Unternehmens erfasst?
Es gibt unterschiedliche Bewertungsmethoden, um den Unternehmenswert zu erfassen. Gewöhnlich wird das Ertragswertverfahren verwendet und die Ertragskraft des Unternehmens bewertet. Das Streitpotenzial ist hierbei meist groß. Oft ist der eigentliche Wert einer GmbH oder eines Gesellschafteranteils deutlich höher, als in den Bilanzen ausgewiesen. Vor allem dann, wenn der Vermögenszuwachs allein in der Wertsteigerung des Unternehmens und des Gesellschafteranteils liegt, ohne dass eine ausreichende Liquidität vorhanden ist, kann der Zugewinnausgleich zum Belastungstest werden.
Sollten Sie den Betrieb oder Ihre Anteile verkaufen müssen, wäre der Veräußerungswert relevant. Müssten Sie aus der Not heraus verkaufen, ohne dass Sie eine sich vielleicht positiv abzeichnende Marktentwicklung nutzen können, wäre der Liquidationswert der maßgebliche Ansatzpunkt.
GUT ZU WISSEN
Anspruch auf Wertermittlung
Sie sind nicht verpflichtet, einen Sachverständigen mit der Bewertung Ihres Unternehmens auf eigene Kosten zu beauftragen. Ihr Ehepartner hat zwar einen Anspruch darauf, dass der Wert richtig ermittelt wird, demnach sind Sie aber lediglich verpflichtet, Angaben über Ihre Vermögenswerte zu machen, soweit Sie selbst dazu imstande sind. Dann genügt es, dass Sie Ihre Unterlagen, Gutachten oder Stellungnahmen Ihres Steuerberaters sowie Ihre Bilanzen, betriebswirtschaftliche Auswertungen, Einkommensteuerbescheide und Steuererklärungen vorlegen. Andernfalls müssen Sie dulden, dass Ihr Ehepartner auf eigene Kosten einen Sachverständigen mit der Wertermittlung beauftragt und Sie ihm die für die Wertermittlung notwendigen Unterlagen zur Verfügung stellen.
Welche Vor- oder Nachteile bietet die Gütertrennung?
Schaubild
Vermeidet die Gütertrennung die Haftung für Verbindlichkeiten?
Sie brauchen keine Gütertrennung zu vereinbaren, wenn Sie vermeiden wollen, dass Ihr Ehepartner für Ihre Verbindlichkeiten haftet. Ihr Ehepartner haftet für Ihre Verbindlichkeiten allenfalls dann, wenn er sich vertraglich dazu verpflichtet hat (z.B. gemeinsam unterzeichneter Kreditvertrag) oder er für Ihre Verbindlichkeit eine Bürgschaft übernommen hat. Die Gütertrennung wirkt sich also erst bei der Scheidung wirklich aus.
Worin liegt der Vorteil der Gütertrennung?
Ein großer Vorteil der Gütertrennung im Unternehmerbereich besteht mithin darin, dass Sie die Verfügungsbeschränkungen des § 1366 BGB aufheben. Demnach wären Sie auf die Zustimmung Ihres Ehepartners angewiesen, wenn Sie mehr als 90 % Ihres Vermögens veräußern würden. Gerade wenn der Vermögenswert Ihr gesamtes Vermögen ausmacht und Sie möglichst frei über Ihr Unternehmen oder Ihre Gesellschafteranteile verfügen wollen, sollten Sie in Ihrer Verfügungsgewalt nicht durch die Zustimmung Ihres Ehepartners eingeschränkt sein. Auch wenn Sie das Unternehmen im Hinblick auf die Scheidung verkaufen wollen, vermeiden Sie, dass Sie sich Erpressungsversuchen aussetzen und Ihr Ehepartner seine Zustimmung nur erteilt, wenn Sie ihm im Gegenzug irgendwelche Vorteile bieten.
GUT ZU WISSEN
Folgen der Gütertrennung abwägen
Beachten Sie, dass die Gütertrennung erbrechtliche Konsequenzen hat. Ihr überlebender Ehegatte erbt neben zwei Kindern nur noch ein Drittel Ihres Nachlasses. Hätten Sie es bei der Zugewinngemeinschaft belassen, wäre der Erbteil neben einem Kind immerhin die Hälfte des Nachlasses. Ob dieser Verzicht auf jeglichen güterrechtlichen Ausgleich in Ihrem Interesse liegt, wäre zu prüfen. Ungeachtet dessen können Sie die Erbfolge natürlich auch in einem Testament oder Erbvertrag regeln.
Welche Alternative gibt es zur Gütertrennung?
Sollte sich eine Gütertrennung als pauschale Regelung nicht mehr verhandeln lassen, kommt als Alternative der „modifizierte“ Zugewinnausgleich in Betracht. Darin verhandeln und vereinbaren Sie den Zugewinnausgleich so, dass Sie diesen gerade im Hinblick auf Ihr Unternehmen akzeptabel handhaben können. Sie haben mithin folgende Optionen:
- Vereinbarung zu den Zahlungsmodalitäten: Um Kapital- und Liquiditätsengpässe im Unternehmen zu vermeiden, treffen Sie Stundungs- und Ratenzahlungsvereinbarungen oder zahlen den Zugewinnausgleich in Form einer Rente.
- Vereinbarung zu den Berechnungsmodalitäten des Zugewinns: Sie vereinbaren zur Berechnung des Zugewinnausgleichsanspruchs ein überhöhtes Anfangsvermögen für den Ehegatten und oder für Sie ein herabgestuftes Endvermögen, so dass der Zugewinn niedriger ausfällt.
- Vereinbarung zur Modifizierung der Bewertungsgrundsätze: Sie treffen Regelungen zur Bewertung des unternehmerischen Vermögens. Sind Sie an einer Personengesellschaft (oHG, KG) beteiligt, könnten Sie die Bewertung nach Buchwerten vereinbaren. Bei einer GmbH-Beteiligung bietet sich an, den steuerlichen Wert des Unternehmens zugrunde zu legen.
- Sie können das unternehmerische Vermögen vollständig aus dem Zugewinnausgleich herausnehmen. Dies wird aber nur gelingen, wenn Sie Ihrem Ehepartner an anderer Stelle Zugeständnisse machen.
- Sie könnten die vom Gesetz vorgesehene Ausgleichsquote von 50 % auf einen anderen Prozentsatz festlegen.
- Sie könnten sich verständigen, den Zugewinnausgleich pauschal abzufinden.
- Sie könnten anstelle des Zugewinnausgleichs Sachwerte übertragen.
Welche Rolle spielt eine Ehegattengesellschaft?
Oft ist es so, dass der Ehepartner in der Gesellschaft des anderen mitarbeitet. Es handelt sich dann um eine Ehegattengesellschaft. Hatten Sie dann ehevertraglich Gütertrennung vereinbart, wäre der Ehepartner nicht am Wertzuwachs Ihres Unternehmens beteiligt, obwohl er vielleicht lange Jahre unentgeltlich oder gegen ein geringes Gehalt seine Arbeitskraft in den Dienst des Unternehmens gestellt hat. In diesen Fällen erkennt die Rechtsprechung Ausgleichsansprüche an. Sie müssen dann damit rechnen, Ihren Ehepartner trotzdem an Ihrem Vermögenszuwachs zu beteiligen.
Rat & Hilfe Center
Ausklang - Am Ende wird alles immer gut
Als Unternehmer haben Sie eine besondere Verantwortung. Vorwiegend geht es darum, dass Ihr Unternehmen Ihre Scheidung möglichst unbeschadet übersteht. Sollte eine vorsorgliche Regelung in guten Ehejahren nicht mehr möglich sein, bietet die einvernehmliche Scheidung die besten Optionen. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten Sie zu Zugeständnissen bereit sein, auch wenn Sie sich Ihre Freiheit und die Zukunft Ihres Unternehmens damit vielleicht erkaufen müssen. Da die Gestaltungsmöglichkeiten sehr individuell zu bewerten sind, sollten Sie sich im Hinblick auf die anstehende Scheidung frühzeitig anwaltlich beraten lassen.