Begegnen sich fremde Erwachsene auf dem Spielplatz, erkennen sie aufgrund der mitgeführten Kinder ziemlich schnell ihre Gemeinsamkeit der Elternschaft. Abseits davon ist es anhand einiger Geheimnisse, die nur Eltern kennen, in einem Smalltalk aber auch recht einfach, einander auszumachen. Dabei geht es nicht nur, aber eben auch um fehlende Atempausen, um ständiges Gefordertsein und Parenting Hacks, mit denen man das Leben trotzdem irgendwie meistert.
Vielleicht erkennen sich sogar Vielfacheltern auf diese Weise, also Väter und Mütter mit mehr als einem Zögling. Leider trennen sich viele von ihnen von ihrem Partner, und das zeitlich im Zusammenhang mit der Geburt des zweiten Kindes.
Wir sagen ausdrücklich nicht, dass sich jemand wegen eines (zweiten) Kindes trennt. Einem Kind ist nie die Schuld für die Trennung der Eltern zuzuschieben – diese Angelegenheit müssen die Erwachsenen unter sich ausmachen. Welche Aspekte spielen eine Rolle?
Wie Kinder eine Paarbeziehung verändern
Jeder frischgebackene Elternteil weiß seine eigenen Geschichten darüber zu berichten, die sich aber doch häufig in den Grundzügen ähneln. Luxus bedeutet nun, einmal in der Woche Zeit für die eigene Dusche zu haben, einen Freund oder eine Freundin ohne Kinder treffen zu können, oder sogar alleine auf Toilette zu dürfen, da das Kind im Laufstall wider Erwarten ruhig bleibt. Vom Verlust der Intimität und des nächtlichen Durchschlafens ist da noch gar nicht die Rede.
Die Qualität der Paarbeziehung dürfte sich, je nach Entspanntheitsgrad der Eltern, oder auch abhängig von externer Unterstützung, zunächst nicht nur steil nach oben entwickeln. Und doch gibt es in Deutschland über 1/3 der Familien, die diesen Meilenstein des ersten Kindes mit mindestens einem zweiten gerne wiederholen möchten. Der andauernde „Ausnahmezustand“, an den man sich vielleicht schon gewöhnt hat, wird damit um einige Jahre verlängert. Häufig jedoch gern und mit Kalkül in Kauf genommen!
Vorteile von zwei oder mehr Kindern
Ein Schelm, der auf finanzielle Aspekte gleich verweist. Mit dem zweiten Kind
- steigen natürlich Kindergeld,
- verringern sich steuerliche Abgaben
- und der Geschwisterbonus beim Elterngeld kommt ebenfalls hinzu.
Die meisten Eltern freuen sich natürlich über diese Zuwendungen, wissen aber, dass pro Monat einiges mehr als das pro Kind ausgegeben wird.
Deutlicher als der direkte Geldfluss macht sich der unterstützende Einfluss eines oder mehrerer Geschwisterkinder zu einem späteren Zeitpunkt bemerkbar. Dann, wenn man Betreuungskosten für eine Nanny einspart, da das große Kind auf ein oder mehrere Kleine aufpassen kann für ein paar Stunden.
Gibt es einen optimalen Altersabstand beim zweiten Kind?
Nein. Den sollte Ihnen auch keine seriöse Publikation anempfehlen. Manche Nachkömmlinge erblicken 15 Jahre nach ihren Geschwistern noch das Licht der Welt, bei anderen beträgt der Abstand weniger als 24 Monate. Bei Paaren, die allein Mutter Natur entscheiden lassen, dürften zeitliche Pläne ohnehin nur eine untergeordnete Orientierung sein. Wenn es so weit ist, ist es so weit. Wann eine Frau indes frühestens eine Folgeschwangerschaft beginnen sollte, dazu beraten Hebammen und Gynäkologie-Fachärztinnen und -ärzte kompetent.
Mit mehreren Kindern heben Eltern zuhause meist nicht nur die Einsamkeit eines einzelnen Kindes auf, sie denken manchmal auch noch langfristiger. Und zwar an die Zeit, in der sie selbst auf Hilfe und Pflege angewiesen sind und die Betreuung zuhause nicht nur ihrem Einzelkind zumuten wollen. Solche Überlegungen haben natürlich zahlreiche Aspekte. Niemand weiß, wie das Gesellschaftssystem in 30, 40 Jahren aussieht. Wie die Menschen leben, wie lang sie arbeiten, welche Ressourcen zur Verfügung stehen. Dahingehend vorzusorgen, erscheint logisch. Jedoch sollte es nicht das ausschlaggebende Kriterium sein. Die eigenen Kinder wären sonst immer an den Wohnort der Eltern gebunden.
Über welche Vorteile von Geschwistern freuen sich Eltern außerdem?
- Sofern man sie noch nicht anderweitig vergeben hat, können etliche Spielzeuge und Kleidungsstücke des ersten Kindes (mit zunehmendem Alter abhängig vom Geschlecht) ein zweites Mal benutzt werden
- Auch Schulmaterialien, Übungshefte für die Fahrschule und generell vieles, was das erste Kind doch nicht nutzen wollte und vom zweiten Kind umso motivierter angenommen wird
- etliche Erfahrungen – vieles, was man beim ersten Kind falsch gemacht hat, kommt beim nächsten nicht wieder vor
- Recherchezeit für Entscheidungen fallen weg – nun stehen nicht mehr Sie bei anderen auf der Matte, um zu fragen, jetzt wenden sich umso mehr Leute an Sie!
- Gelingt die Erziehung des ersten Kindes, dient sein Verhalten den Geschwistern als Vorbild
Was wird mit mehreren Kindern schwieriger?
Teilweise drang es schon durch, dass sich Perspektiven und Fokusse schon mit dem ersten Kind verschieben. Neugeborene stehen soundso im Mittelpunkt, der Partner zunächst einmal hintan. Wenn dies jedoch permanent so bleibt und ein Elternteil in der Familien„hierarchie“ des anderen nach unten rutscht, ist dies Anlass für Stress unterschiedlichster Art.
Eine gute Kinderbetreuung fällt nicht einfach. Viele Eltern verausgaben sich eminent, um den Nachkömmlingen das Beste zu bieten. Um sich nichts vorwerfen lassen zu wollen. Geist, Seele und Körper leiden darunter, das Selbstwertgefühl schwindet. In dieser Situation entfremden sich Paare leider zunehmend, wodurch
- in erster Linie die Kinder leiden, da die Eltern ihnen durch das Vorleben ihrer Beziehung zu jeder Zeit Werte mitgeben,
- aber auch Anerkennung und Halt verloren geht, die man sich schlimmstenfalls dann bei anderen holt, und das Tor der Untreue ein Stück weit geöffnet wird.
Leben Sie in der Zeit der großen Krisen und müssen eine Baufinanzierung stemmen – oder auch „nur“ die Ortsmiete – haben Sie es als vier- oder mehrköpfige Familie schwer. Als einzelner Kreditnehmer ohne zusätzliche Sicherheiten werden Sie eher abgelehnt als ein kinderloses Paar. Das Angebot an Wohnraum zu einer erschwinglichen Miete, in dem jedes Kind sein eigenes Zimmer besitzt, lässt ebenfalls zu wünschen übrig.
Zweites Kind – ja oder nein?
Und doch entscheiden sich viele Paare gern für einen Bruder oder eine Schwester für das erstgeborene Kind. Manche mit einem gesunden Schuss Optimismus a la „Wird schon“, andere mit wohlberechneten Plänen und Excel-Tabellen für alle Eventualitäten.
Die finanzielle Situation sollte jedoch ebenfalls (siehe die Argumente gegen Einsamkeit bei Einzelkindern) nicht das einzige Entscheidungskriterium sein. Vielmehr sollten Sie sich das Familienleben vor Augen führen und sich folgenden Fragen stellen:
- Sind Sie als Paar ein gutes Team, hat die Aufgabenteilung beim ersten Kind gut funktioniert, können Sie sich auf Ihren Partner/Ihre Partnerin verlassen?
- Welche Persönlichkeit besitzt Ihr erstes Kind – spielt es gerne mit anderen Kindern, verlangt es gar selbst nach einem Bruder oder einer Schwester?
- Bezugnehmend auf die fehlende Intimität von Paaren – könnte der Wunsch nach einem weiteren Kind nicht (auch) zunächst jener nach der Wiederaufnahme von Zärtlichkeiten sein?
Sprechen Sie offen über diese Fragen, und lassen Sie natürlich den gesundheitlichen Aspekt nicht aus dem Spiel: Die Erstgeburt hat eventuell für körperliche Versehrtheit bei der Mutter gesorgt. Die moderne Medizin ist fortschrittlich, jedoch sollte man genau Rücksprache mit Ärztinnen und Ärzten halten, ob eine zweite Geburt zu jedem Preis sinnvoll ist.
Scheidung mit zwei kleinen Kindern
Unabhängig davon, ob der Grund Ihrer Scheidung mit der Anzahl oder überhaupt den Kindern zu tun hat, stehen Sie als Familie bei diesem Vorkommnis natürlich in einer schwierigen Situation. Ist Ihr Nachwuchs aus dem Gröbsten raus und als Persönlichkeit etwas gefestigter, erscheint ein Auseinandergehen innerhalb der Familie meist einfacher.
Wie können wir die Trennung & Scheidung für unsere Kinder gestalten?
Die Scheidung ist insbesondere für die Kinder belastend. Wie können Sie als Eltern Ihre Kinder entlasten?
Mit zwei oder mehreren kleineren Kindern standen und stehen Sie noch am Anfang des Familiengebildes, und haben sich die Zukunft sicher anders vorgestellt. Wenn die Entscheidung von Ihnen, Ihrem Partner oder Ihnen beiden ganz frisch ist, haben Sie aktuell wahrscheinlich keine Lust auf tröstende Ratschläge. Ist die Sache schon etwas gesackt, hilft Ihnen jedoch vielleicht der Blick auf andere Paare, die ihr Familienleben nicht zuletzt der Kinder wegen weiterhin aufrechterhalten:
Scheidung mit zwei Kindern und einem Haus
Eine Scheidung mit mehreren Kindern, obwohl man gerade noch eine Immobilie abzahlt und der Krediteberg schon zu zweit nur langsam abgetragen wurde, muss zunächst wie ein Albtraum anmuten. In nächtlichen Träumen sieht man sich vielleicht schon wegen Zahlungsrückständen auf der Straße oder gar im Gefängnis. Der Gesetzgeber hat hier jedoch vorgesorgt und das Wohl der Kinder im Trennungsjahr und danach in den Mittelpunkt gestellt. Lesen Sie in unseren Ratgebern mehr
- dazu, wer wann wie lange wo wohnen darf,
- dazu, was mit Ihrem Hauskredit passiert,
- zur Immobilienbewertung (falls es zu einer Teilungsversteigerung kommt oder für die Berechnung des Zugewinnausgleichs),
- ob Sie Verfahrenskostenhilfe trotz oder sogar wegen eines Immobilienkaufs erhalten können.
Sorgerecht und Betreuungsmodell bei zwei Kindern
Insbesondere bei mehreren Kindern bietet es sich an, diese auch gemeinsam aufwachsen zu lassen, innerhalb derselben Wohnung. Sollten die Kinder von sich aus keine Präferenz haben, bei wem sie leben wollen, sollte man sie auch nicht vor diese Entscheidung stellen. Zu groß ist die Gefahr, dass die Familie durch zwei unterschiedliche Präferenzen noch weiter auseinandergerissen würde. Ganz unabhängig davon, dass eine solche Entscheidung ein kleines Kind in hohem Maße überfordert.
Sollte die Kooperationsfähigkeit der Eltern, die Wohnraumsituation und die geografische Nähe zueinander es zulassen, ist über das Wechselmodell nachzudenken. In diesem verbringen alle Kinder zeitgleich gemeinsam Zeit in der Wohnung des einen Elternteils, und wechseln danach gemeinsam auch wieder zum anderen. Das Sorgerecht verbleibt die ganze Zeit über bei beiden Eltern; alle wichtigen Entscheidungen treffen sie gemeinsam.
Unterhalt nach einer Scheidung mit zwei kleinen Kindern
Beim Residenzmodell erfüllt der Elternteil, bei dem die Kinder überwiegend wohnen, seine Unterhaltspflicht durch die Betreuung. Der andere Elternteil muss monatlich Unterhalt zahlen. In einem echten Wechselmodell teilen die Eltern sich die Betreuung in einem Verhältnis von 50 : 50. Dann sind beide Eltern barunterhaltspflichtig und es muss anhand der jeweiligen Einkommen berechnet werden, wer welchen Anteil an den Kosten übernimmt. Oft kriegt man diesen exakten Spagat jedoch nicht hin, und die Aufenthaltszeit bei einem Elternteil beträgt aus praktischen Gründen nur 30 oder 40%. Dies nennt man unechtes Wechselmodell. Dann leistet der Elternteil, bei dem die Kinder hauptsächlich unterkommen, den Betreuungsunterhalt der andere Elternteil erbringt den Unterhalt als Geldleistung.
Die vorgegeben Zahlungssätze finden Sie in der Düsseldorfer Tabelle. Sollte ein Kind in nächster Zeit volljährig werden, ändert sich die Leistung für dieses Kind, je nachdem wo es wohnt und wie es seinen Lebensunterhalt verdient.